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Kunstberichte

Chef des Salzburger Landeskulturbeirates wirft das Handtuch

Politik habe sich kaum beraten lassen - Budgets zu Lasten der kleinen und freien Kultureinrichtungen
Salzburg. (Apa / WZ Online) Der Vorsitzende des Salzburger Landeskulturbeirates, Jürg Stenzl, hat am Mittwoch überraschend seinen Rücktritt aus dieser Funktion mit Ende des Jahres erklärt. Als Gründe nannte er unter anderem, dass sich die Landesregierung kaum beraten ließ. Außerdem seien die budgetären Einsparungen seit Jahren insbesondere zu Lasten der kleinen und freien Kultureinrichtungen erfolgt, heißt es in einer Pressemitteilung Stenzls.

"Das Kultur- und Kunstbudget für 2006 ist erneut auf den - Jahr für Jahr reduzierten - Budgetstrukturen der vergangenen Jahre errichtet worden: Gleichviel oder mehr für die 'Großen', immer weniger für die Kleinen, die Freien, die Nicht-Institutionalisierten. Kultur- und Kunstpolitik beschränkt sich wesentlich auf eine Verteilungspolitik eines alljährlich reduzierten Kulturetats", kritisierte Stenzl, der seit 1998 Mitglied und seit 2003 Vorsitzender des 24-köpfigen Gremiums war.

"Darüber hinaus hat sich in diesen Jahren immer wieder gezeigt, dass auf Seiten der Politik kaum ein - im Gesetzestext stillschweigend angenommenes - Bedürfnis besteht, sich von der im Landeskulturbeirat vereinten Sachkompetenz aus dem Bereich der Kultur, der Künste und der Kulturvermittlung beraten zu lassen", klagte Stenzl. Dies habe sich auch darin gezeigt, dass ein Gespräch mit Kultur- und Finanzreferent Othmar Raus (SPÖ) erst nach den Budgetbeschlüssen in der Regierung erfolgt sei, für ein Gespräch mit LH Gabi Burgstaller (SPÖ) über die allgemeine kulturpolitische Situation, das Budget 2006 und die Festspieleröffnung habe er keinen Termin erhalten.

Stenzl hofft, dass sein Rücktritt zu einem Überdenken der Salzburger Kultur- und Kunstpolitik beitragen könne. Im Ausschuss des Beirates hätten jedenfalls einige der acht Mitglieder ihr volles Verständnis dafür ausgedrückt.

Mittwoch, 07. Dezember 2005


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