Bis 30. 4.
Und so etwas muss natürlich durchleuchtet werden, gehört sofort zur Untersuchung in die kritische Kunstpraxis. Weil: Verdacht auf malignen Kapitalismus! Eindeutige Symptome globaler Ökonomisierung! Spektakelanfälle im Ausbeutungszusammenhang! Kommunikationsdeformation! Letale Manipulationsanfälligkeit! Da hilft nur mehr eines: Ab ins Labor für alternative Wirtschaftsmodelle. Überweisung ins Trainingscamp für dehierarchisierte Handlungsweisen.
Und dort der Bedrohung eingedenken, deren Wurzeln und Folgen freilegen und ausmalen. Und nie vergessen: Immer den Status von Kunst und Öffentlichkeit focussieren! Gerade als Künstler am Puls der Zeit bleiben, allzeit und jeden Orts bereit, das Alternativmodell zu zücken, radikal zur Intervention zu schreiten, Performation zu initiieren.
Dass im Centrum für Gegenwartskunst "Open House" ist, müssen zunächst einmal all jene erkennen können, die noch nicht wissen, dass es gerade sie betrifft. Und so wirbt Candice Breitz mit einem Transparent von subtiler Doppelbödigkeit um die Frauen und Männer von der Straße: Free Kunst ist da in Riesenlettern, hochkritisch die Mittel und Methoden auch der Werbung sich subversiv aneignend, an der OK-Fassade angebracht; am Kulminationspunkt des Überganes, in gefinkelt angewandtem Signalrot "an der Grenze von Kunstraum und öffentlichen Raum".
Im Inneren dann pulsierender Untersuchungscharakter. Echte Laborstimmung. "Was ich gehört habe ..." postet Andrea van der Straten als Mitschriften des Geredes anonymer Gerüchteverbreiter in Skizzen real existierender Linzer Straßenzüge. Silke Wagner gewinnt mit der "ersten detaillierten Untersuchung des städtischen Phänomens des Skatens" diesem beliebten Zeitvertreib faszinierend neue Facetten ab. Oliver Ressler filtert signifikante Zitate aus selbst geführten Interviews, um die Thesen dann mittels Klebebändern im Realraum komplex zu vernetzen. Und viele weitere Arbeiten hinterlassen das beruhigende Gefühl, dass nichts ununtersucht geblieben ist. (DER STANDARD, Printausgabe vom 3./4.4.2004)