"Kunst ist scheiße"

Was war zuerst da? Der Content oder das Konzept?
Mit Niko Alm sprach Ursula Hummel.


Die Neue-Medien-Landschaft besteht nicht nur aus digitalen Bildern. Hinter Design und Inhalt steht zuerst ein Konzept, das fast wichtiger als das nachfolgende Ergebnis zu sein scheint. Genau hier sieht sich .voortekk positioniert, doch mit Kunst will das nichts zu tun haben.

Niko Alm
Niko Alm
Seit 1997
steckt hinter der Marke .voortekk hauptsächlich der Wiener Niko Alm, dessen Unternehmen "vor allem Applikations-
entwicklung betreibt", so Alm.

Unter Applikationsentwicklung versteht .voortekk, dass es sich um abgeschlossene Konzeptlösungen handelt, die nicht nur Design oder Programmierung umfassen, sondern auch Content.

Aktiv sind sie nicht nur in Österreich mit Webdesign-Projekten wie zum Beispiel powderstorm, ein weiterer Teil sitzt auch in New York und produziert unter anderem Titelanimationen und kleine Clips für MTV, VW oder HBO. "Wir sind eine globale Marke mit globalen Mitspielern."

ON Kultur: Was ist für Sie Design?

Alm: Design ist ein notwendiges Übel. Form follows Function. Bunt muss es halt sein, außer man sagt, es ist absichtlich nicht bunt.

ON Kultur: Beeinflusst der Content das Design?

Alm: Das ist wechselseitig. Es kann schon sein, dass das Design in Abhängigkeit zum Content entsteht, aber genauso umgekehrt. Oder Design ist selbst Content. Es gibt ja auch Interpretationen in diese Richtung, dass Design quasi auch zum Content gezählt wird.

ON Kultur: Entwickelt .voortekk sowohl Konzept als auch den Inhalt?

Alm: Die Contents? Nicht unbedingt. Inhalt kann auch gegeben sein. Es wird auf jeden Fall berücksichtigt, woher er kommt.

ON Kultur: Wenn die Art des Contents Design beeinflusst, und Konzepte den Inhalt nicht wirklich festlegen, dann geben Sie doch das Design aus der Hand?

Alm: Nein, bestenfalls die Art der Darstellung. Es kann natürlich passieren, dass das Design ausschert und der Content dann nicht mehr mag. Aber das soll natürlich nicht passieren.

ON Kultur: Sie sehen sich nicht als Künstler?

Alm: Natürlich nicht, Kunst ist scheiße. Wenn man mit Kunst Geld verdient, ist das ok. Wenn man kein Geld damit verdient, dann ist es sinnlos. .voortekk steht für corporate fascism.

ON Kultur: Dann ist alles Mittel zum Zweck?

Alm: Ja sicher. Vielen wird aber auch der Glaube vermittelt, sie wären Künstler. Der Kunstaspekt ist mir ziemlich egal.

Links:

Der Götzengenerator
stealing eyeballs

Tipp:
Designer's Sunday, 28. April, ab 14.00 Uhr im Wiener Künstlerhaus. Die Ausstellung "stealing eyeballs - designing media" findet noch bis 20. Mai statt.

Mehr zu stealing eyeballs in ORF ON Kultur:

Interview mit Media-Designer Marius Watz

Interview mit Fork-Mitgründer d5d

stealing eyeballs: Digitaler Laufsteg

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