Hauptmenu . _
Hauptmenu
Hauptmenu Hauptmenu Hauptmenu
Hauptmenu .

Linkmap

.
. .

Quer durch Galerien

Gemein wie der Osterhase

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Eine Frage wie aus dem IKEA-Katalog (so persönlich und kumpelhaft): Was bist du für ein Friedhofstyp? (Eigentlich indiskret.)
Bist du eher einer, der sein Leben lang auf sein posthumes "Eigenheim" spart (nämlich auf den maßgeschneiderten, handgeschnitzten Sarg aus tasmanischer Eiche)? Oder bist du womöglich so einer, der auf dem Sterbebett noch schnell seinen Selbstbau-Sarg zusammenbastelt und dann am Ende völlig entnervt, aber irgendwie erleichtert sein Werk betrachtet, bevor er sein Leben aushaucht mit den letzten Worten: "Es ist vollbracht" (was zugegebenermaßen ein Plagiat ist)? Oder der nach dem Basteln nichts anderes mehr über die Lippen bringt als ein resigniert geseufztes "Rosebud", weil ihn der Versuch, die Bauanleitung nachzuvollziehen, den letzten Verstand gekostet hat und sein Sarg jetzt eigentlich eh mehr wie ein Schlitten aussieht?
Letzteres ist eine Horrorvision und gibt zum Stoßgebet Anlass: "Lass diesen Elch an mir vorübergehen!" Ich weiß, wovon ich spreche, zumal mein bedauernswerter Schreibtisch nun den Anschein erweckt, als hätte ich ihn mir selber im Wald geschlägert bzw. als hätte ihn mir Jack Nicholson im Blut- und Holzrausch aus der Badezimmertür des Films "Shining" gehackt (Devise: Die Axt im Haus erspart das Möbelhaus). Dennoch propagiert Joe Scanlan - kritisch ironisch - eine Fertigteil-Methode, mit der sich jeder preisgünstig selbst einsargen kann: "DIY or how to kill yourself anywhere in the world for under $ 399" (Mach es selbst oder: Wie du dich überall auf der Welt für weniger als 399 Dollar umbringen kannst). Denn schließlich hat er herausgefunden, dass IKEA insgeheim die komplette Grundausstattung für ein schwedisches Selfmade-Begräbnis anbietet. Man nehme zwei Billy-Regale, den Polster äh wie heißt der doch gschwind? . . . usw., säge und schraube ein wenig und fertig ist der Sarg. Pietätlos? Vielleicht. Wahrscheinlich.
Und dann gibt es da noch das Selbstporträt mit erdverschmiertem Gesicht. Ist Scanlan gar auch noch ein Hardcore-Sargtester, der also unter besonders realistischen Bedingungen Probe liegt? Und ist der IKEA-Sarg nun exhumierungserprobt? Falsch. Scanlan hat es einfach nach sechs Jahren endlich geschafft, aus Kaffeesud Blumenerde herzustellen. Eine Art Transsubstantiation. Eine hintergründige und zum Glück trotzdem vergnügliche Schau voller wundersamer Wandlungen (eines Billy-Regals in einen Sarg usw.) Bis 18. Oktober beim Janda (Eschenbachgasse 11).
Wie mit bloßen Händen aus dem Zusammenhang gerissen (zum Beispiel aus dem "Playboy", dem Familienalbum oder der Werbung) und ohne besondere semantische Hintergedanken irgendwie auf eine gestreifte Tapete geklebt, um dann alles feinsäuberlich abzumalen. Angeblich bedeuten die collageartigen Bilder von Peter Kislinger (bis 16. Oktober in der Fichtegasse 1) tatsächlich nichts Bestimmtes. Kislinger: "Wie ein zeitlicher Querschnitt: Was haben Sie in der letzten halben Stunde gedacht?" Und Männer denken bekanntlich mit den unterschiedlichsten Körperteilen. Und dieser hier denkt sogar mitunter mit dem Pinsel seiner Kollegen (dem Pinsel von Tizian, van Dyck . . .) und hat einen geradezu osterhäsischen Spaß daran, Zitate raffiniert und gemein wie Ostereier zu verstecken.
Da macht sich etwa eine hormonell sehr begabte Dame an ihrem kongenialen Partner ausgerechnet vor einem Fischstillleben aus dem Kunsthistorischen Museum zu schaffen. Und wenn man sich abenteuerliche Geschichten dazudenkt, werden die (technisch auf jeden Fall überzeugenden) Bilder, ob sie wollen oder nicht, schlüssig.

Erschienen am: 03.10.2003

.

bullet Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum: Otto Mauer

bullet Quer durch Galerien

bullet Jubiläum: Zehn Jahre Wiener Kunst Auktionen

bullet Die Kunsthalle Wien zeigt Arbeiten des belgischen Multimedia- Künstlers Marcel Broodthaers

bullet Siemens _artLab erweitert seine "Funktionalität"

bullet Quer durch Galerien

bullet Quer durch Galerien

bullet MAK Ausstellungshall e präsentiert Kurt Kocherscheidt

.