Trauer um Regisseur Christoph Schlingensief

22. August 2010 | 17:22 | berlin/wien | apa/dpa | http://www.salzburg.com/online/7mal24/aktuell/Trauer-um-Regisseur-Christoph-Schlingensief.html?article=eGMmOI8Vf1Q6bVTC9ycL0IVYsZ8MX7r7nNogDir&img=&text=&mode=" href="http://www.facebook.com/sharer.php">Teilenipt>Teilen  
Die Theaterwelt trauert um Christoph Schlingensief, der am Samstag im Alter von 49 Jahren in Berlin seinem Krebsleiden erlag. Künstler und Politiker im deutschsprachigen Raum würdigten den am 24. Oktober 1960 in Oberhausen geborenen Theater-, Film- und Opernregisseur als bedeutenden Theatermann, "einer der größten Künstler, der je gelebt hat", so Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.
apa/dpa berlin/wien

Mit ihr hatte Schlingensief am Wiener Burgtheater zusammengearbeitet. „Ich dachte immer, so jemand kann nicht sterben. Das ist, als ob das Leben selbst gestorben wäre“, meinte die Autorin in einer der APA übermittelten Stellungnahme. „Er hat eine neue Gattung geprägt, die sich jeder Einordnung entzogen hat. Es kann keinen wie ihn mehr geben“.

„Das ganze Burgtheater ist in tiefer Trauer“, sagte Sprecherin Konstanze Schäfer. Schlingensief sei „einer der angesehensten Künstler“ gewesen, „die am Haus gearbeitet haben“, und man habe bis zuletzt noch auf eine Koproduktion mit den Wiener Festspielen im kommenden Jahr gehofft. Der Theaterregisseur und Intendant der Wiener Festwochen, Luc Bondy, würdigte gegenüber der APA Schlingensief als „lebenspendenden Anarchisten“ und „eine große Figur der deutschen Kultur“. „Die Walküren begleiten den Krieger nach Walhall“, schrieb Katharina Wagner, die neue Leiterin der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele, in einem Nachruf am Sonntag („B.Z.“).

Schlingensief soll im engsten Familienkreis beigesetzt werden, wie dpa am Sonntag erfuhr. Allerdings soll es auf seinen Wunsch auch ein „Theaterfest“ geben, dessen Einzelheiten noch nicht feststehen. Statt Blumen wünscht sich die Familie Spenden für Schlingensiefs im Bau befindliches Operndorf in Burkina Faso.

Der vielseitige Künstler war Anfang 2008 an Lungenkrebs erkrankt, nach einer Operation ging es ihm zunächst wieder besser. Er hatte bis zuletzt noch an seinen Memoiren gearbeitet, musste die Arbeit aber schließlich wegen seiner schweren Krankheit abbrechen. Die Veröffentlichung war ursprünglich noch vor Schlingensiefs 50. Geburtstag am 24. Oktober geplant. Im Juli teilte der Verlag Kiepenheuer und Witsch dann ohne nähere Erläuterung mit, der Erscheinungstermin des Buches könne nicht eingehalten werden. Über die weiteren Pläne ist derzeit nichts bekannt.

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