Große Markus-Lüpertz-Retrospektive in der Bundeskunsthalle Bonn
Ein Malerfürst hält Hof
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Kein Auge für die eigene Kunst – zumindest vor dem Pressefotografen:
Der Maler Markus Lüpertz zwischen seinen Bildern in der Bonner
Bundeskunsthalle. Foto: David Ertl
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Von Joachim Lange
Wenn denn die etwas anachronistische Bezeichnung vom Malerfürsten für
eine der (west)deutschen Größen des Metiers gilt, dann für Markus
Lüpertz.
Dass der 1941 in Böhmen geborene Künstler in eine Reihe
mit Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Georg Baselitz gehört, ist
unumstritten. Besonders von ihm selbst.
Prägenden Einfluss hatte er seit 1986 als Professor und von 1988 bis
2009 als Rektor der renommierten Kunstakademie Düsseldorf. Lüpertz wird
demnächst in Potsdam eine private Malschule eröffnen.
Er hat das absolutistische Gehabe, mit sich selbst im Mittelpunkt,
virtuos und mit Witz, am weitesten getrieben. Seine Auftritte mit
Gefolge – bei den Bayreuther Festspielen etwa – haben immer etwas von
einer Inszenierung; seine großzügig mit Sentenzen gespickten Interviews
einen provokanten Unterhaltungswert.
Dialog der Meister
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn zeigt
jetzt unter dem Titel "Markus Lüpertz. Hauptwege und Nebenwege" seine
bisher größte Einzelausstellung von Bildern und Skulpturen aus den
Jahren 1963 bis 2009. Da stehen 150 Gemälde und Skulpturen für sich:
Sie behaupten vor allem ihre gestische Großartigkeit, sind meist
großformatig, können Selbstzweifel gut überdecken und treten häufig als
Serie auf.
Von den berühmten großflächig groben Stahlhelmen vom Beginn der 70er
Jahre über das martialische "Schwarz Rot Gold" von 1974, die in seine
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gehören, bis zur ziemlich
putzig bunten Adlerskulptur aus dem Jahr 2005 ist Lüpertz immer wieder
politisch.
Vor allem ist er aber ein Herr der Farben, dem es um die Malerei
selbst geht. In vielen seiner Werke sieht er sich als Dialog-Partner
einer Reihe von Meistern – von Poussin über Goya bis Picasso. Auf
gleicher Augenhöhe also, versteht sich.
Um den Kontext zu Zeitgenossen und jenen Entwicklungen, die über
Lüpertz’ ästhetischen Kanon deutlich hinausgehen, zu erschließen,
liefert auch der umfangreiche, nobel gemachte Katalog nur Ansätze. Die
Ausstellung selbst genügt sich mit ihrem Gegenstand.
Seit den 80er Jahren kommen Skulpturen zu den Bildern hinzu: Sie
bereichern deren Wucht um eine Dimension und sorgen, wenn sie für den
öffentlichen Raum gedacht sind, für Kontroversen – exemplarisch war das
in Augsburg und Salzburg der Fall.
Dass die großzügig gehängte Schau nicht chronologisch, sondern nach
Themen und Motiven geordnet ist, macht es dem Besucher nicht leicht.
Doch die Bilder und bunten Bronze-Skulpturen von Markus Lüpertz
bestehen immer auf ihrer Autonomie.
Darauf vertraut letztlich auch diese Ausstellung.
Ausstellung
Markus Lüpertz: Haupt wege und Nebenwege
Bundeskunsthalle in Bonn
Tel.: 0049/228/9171
http://www.bundeskunsthalle.de
bis 17. Jänner
Printausgabe vom Freitag, 23. Oktober 2009
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