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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
04. April 2007
17:26 MESZ
Foto: "im Kinsky"
Vier Landschaften in Tusche mit Rot- und Goldmalerei sollen zumindest 400.000, wenn nicht 800.000 Euro bringen.

Neustart mit Asiatika in Österreich
In New York verbucht man Rekordumsätze, in Wien haperte es bisher am Angebot - Am 18. April startet "im kinsky" einen weiteren Versuch

New York/Wien – Noch nie scheffelten die New Yorker Auktionshäuser während der Asia Weeks Ende März so hohe Umsätze: Christie's brachte es in fünf Sitzungen auf 39,56 Millionen Dollar, das zweithöchste hauseigene Ergebnis. Sotheby's trumpfte nach sechs Sales mit der gigantischen Summe von 89,76 Millionen auf.

Daran gemessen kann die Alpenrepublik nicht einmal als Nischenmarkt herhalten. Die lokalen Zahlen zum Vergleich: Sieben Auktionen schlugen sich im Dorotheum mit netto 1,16 Millionen Euro zu Buche. Nicht inkludiert sind hier Spitzenergebnisse wie jene 168.000 Euro, die ein portugiesischer Saalbieter für einen großen kobaltblauen "Amorial"-Teller, China, Kangxi-Periode (1662–1722), im Rahmen der Auktion "Nachlass Fürst Palffy" im Oktober 2005 bewilligte. Den im Zeitraum von Oktober 2003 bis inklusive Oktober 2006 in dieser Sparte eingespielten Umsatz nennt das Dorotheum nicht.

Österreich, respektive Wien und Asiatika, das scheint nicht zusammenzugehen. Diverse Skandale und Querelen in den 90er-Jahren haben dazu beigetragen. Dadurch publik Gewordenes – oftmals war von völlig überteuerten Schätzwerten für Souvenirware die Rede – schürte Unsicherheiten. Das alles will jetzt Schnee von gestern sein.

Denn es gäbe hierzulande ganz ausgezeichnete Sammler, wie TEFAF-Aussteller Littleton & Henessy versichert, nur dass sich diese wohl eher am internationalen Angebot bedienen. Im Herbst vergangenen Jahres entschied die Geschäftsführung des Dorotheum angesichts der jämmerlichen Performance eine vorläufige Stilllegung der Sparte. "Zu hoher Aufwand, zu viele Retourgeher, zu wenig Ertrag", argumentiert Peter Thomas, Bereichsleiter des Auktionsgeschäfts, "bei uns haben die qualitativ hochwertigen Objekte gefehlt."

Das Thema Qualitätssteigerung sei laut ihm Gegenstand von Gesprächen mit der Expertin gewesen. Jorinde Ebert, bis Oktober Expertin dieser Sparte im Dorotheum, dementiert das, "im Gegenteil, es ist ja auch in meinem Interesse, Hochwertiges zu akquirieren und zu verkaufen". Die Werbetrommeln blieben für Asiatika beim Dorotheum jedenfalls still. Kein einziges Mal, so erinnert sich Ebert, wäre eines der Auktionshighlights in einer der Schaustellungen im Ausland präsentiert worden.

Bei den von Thomas auch beanstandeten Objekten mit Niedrigstrufpreisen scheint es sich vermutlich zu einem erheblichen Teil um Altlasten zu handeln. Denn Ebert übernahm bei ihrem "Dienstantritt" 2003 einen Lagerstand an Objekten, der vor 1997 an akquiriert (und expertisiert) worden war.

Andere Liga

Für diese Objekte hatte das Dorotheum zumindest teilweise wohl auch schon (überhöhte?) Vorauszahlungen an die Einbringer geleistet, dementsprechend zügig sollten sie den Besitzer wechseln. 1053 versteigerte Posten später kam das vorläufige Aus. Jorinde Ebert, Gastdozentin für Japanologie und Sinologie in Melbourne, London und Wien, wechselte zur Konkurrenz ins Palais Kinsky.

Kosten-Nutzen-Rechnungen beschäftigen sie derzeit nicht. Dass die Hamburgerin in einer anderen Qualitätsliga spielen kann, belegt die erste Sitzung "im Kinsky" (18. 4.): 60 Positionen bringen hier die stolze untere Taxensumme von mehr als zwei Millionen Euro zusammen – mehr, als das Dorotheum in drei Jahren unters Publikum brachte. Highlights: Wenn schöne Frauen reisen, eine lyrische Malerei des 19. Jahrhunderts in Form einer 275 cm langen Querrolle (500.000–900.000 Euro) oder ein Set von zwei zeremoniellen indischen Thronsesseln (200.000–300.000 Euro). (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.4.2007)


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