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vom 07.07.2005 - Seite 022
Sinnenvolle Höhepunkte: Ars Electronica in Taiwan

Erstmals in Asien präsentiert das Ars Electronica Center Linz eine Auswahl an Projekten der vergangenen 25 Jahre. Die Ausstellung "Climax - the Highlight of Ars Electronica" wurde soeben im National Taiwan Museum of Fine Arts nahe Taipeh eröffnet.

VON CLAUDIA WERNER AUS TAICHUN/TAIWAN

Neugierig berührt die ältere Frau den aufgestellten Bilderrahmen und lässt damit den Schatten eines tanzenden Menschen auf den beleuchteten Tisch springen. Beim nächsten Fingertippen auf ein Büro-Utensil sprühen Heftklammern wie Funken über den Tisch. Der Ton illustriert und verzerrt zugleich die Vorgänge. Angespornt versucht die Frau, den übrigen Objekten am Tisch Ähnliches zu entlocken. Und würde am liebsten das Tischtuch entfernen wollen, um die dort versteckte Technik zu erforschen.

Digitales Erforschen

Diese Szenerie am Projekt "Tool's Life" (Kyoko Kunoh, Ars Electronica 2002), beobachtet vergangenes Wochenende in Taichun bei der Ausstellung "Climax", wird sich vermutlich öfter wiederholen. Denn Neugier und technologischer Entdeckergeist zeichnen Museumsbesucher in Taiwan aus.

Zwei Monate haben sie ab nun Zeit, eine Auswahl der vergangenen 25 Jahre Medienkunst sowie des Jugendwettbewerbs "u19" interaktiv zu erforschen - wobei das im Titel versteckte "Highlight" nicht zwingend als Leistungsschau der "Besten" verstanden werden will. "Vielmehr sollen Beispiele für die rasante Entwicklung der Medienkunst gezeigt werden", so Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Ars Electronica Center (AEC). "Climax ist eher Marketing-Gag, um Leute ins Museum zu locken." Gemeinsam mit den taiwanesischen Medienkünstlern Shu-Min Lin und Sean Hu sowie seiner Kollegin Christine Schöpf kuratierte er "Climax", das die künstlerischen Positionen hervorheben will.

Entstanden ist ein Parcours für die Sinne, von den "Music Bottles" (Tangible Media Group, 2001) - drei Flaschen, "gefüllt" mit unterschiedlichen Musikrichtungen -Êüber den "Interactive Poetic Garden" (David Small und Tom White, Prix 1998) -Êmittels Sensoren zaubert die eigene Hand Worte auf Wasserbecken -Êbis hin etwa zum "Trash Mirror" von Daniel Rozin, der hunderte Reste aus Altmetall, die mit Sensoren verbunden sind, zu einem Bild zusammen gefügt hatte. Steht man vor dem Bild, bewegen sich die beschatteten Teile und produzieren ein großes Rauschen.

Dieser "Projektfluss", der durch die Anordnung der Arbeiten entstand, lässt für Stocker "auf einer Meta-Ebene alle Sinne ansprechen. Er ist haptisch, akustisch, lässt riechen und sich bewegen oder in direkten Dialog treten." Beliebtes Beispiel dafür ist "Telematic Dreaming", ein älteres Projekt des Briten Paul Sermon aus 1993. Zwei getrennt voneinander aufgestellte Betten laden zum Verweilen ein, per Video wird das Tun und Treiben gekoppelt -Êkünstliche Nähe, ohne einander wirklich nahe zu sein, durchbricht menschliche Grenzen.

Neue Perspektiven

Erstaunlich, was das Team des AEC unter der Leitung von Manuela Pfaffenberger innerhalb einer Woche aufgestellt und verkabelt hat. Der Rundgang ist sowohl schlüssig in sich als auch repräsentativer Überblick. Für Taiwan ist digitale Medienkunst im Museum trotz aller Technologie-Verliebtheit ein neues Terrain, das andere Perspektiven schafft: Eines der beliebtesten Projekte, die "Inter Dis-Communication Machine" des Japaneres Kazuhiko Hachiya, lässt zwei Personen über spezielle Brillen die Sicht des Anderen erleben. Ein gelungener Aufruf zum Mitmachen!

Auf Einladung des National Taiwan Museum of Fine Arts zeigt das Ars Electronica Center in Taichun/Taiwan bis 28. August ausgewählte Werke digitaler Medienkunst. Weitere Sponsoren sind die Unison Art Association sowie das ITRI Creativity Lab. Letzteres nimmt das AEC deutlich als Vorbild und versucht, noch heuer in Taiwan ein Festival ähnlich der Ars Electronica umzusetzen -Êin enger Kooperation mit dem AEC Linz.

Auf Einladung des National Taiwan Museum of Fine Arts zeigt das Ars Electronica Center in Taichun/Taiwan bis 28. August ausgewählte Werke digitaler Medienkunst. Weitere Sponsoren sind die Unison Art Association sowie das ITRI Creativity Lab. Letzteres nimmt das AEC deutlich als Vorbild und versucht, noch heuer in Taiwan ein Festival ähnlich der Ars Electronica umzusetzen -Êin enger Kooperation mit dem AEC Linz.


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