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03.02.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum

GABRIELE SENN GALERIE: MAOBLAU

Den Namen Norbert Brunner mögen viele mit dem von Michael Schuster verbinden und der gemeinsamen Glanzleistung österreichischer Konzeptkunst: den Dokumentarischen Dialektstudien vom Fersental bis Garmisch-Partenkirchen. 2003 widmete die Wiener Secession dem 1959 geborenen Osttiroler eine umfangreiche Schau. Ein charakteristisches Element auch hier: die Auseinandersetzung mit Sprache, konkret in Form experimenteller Hörstücke, welche die beklemmende Stimmung der Zeichnungen unterstrich: Möbel als fantastisch zum Leben erweckte Protagonisten in einer schlaflosen Situation, Angst, Einsamkeit und Sexualität heraufbeschwörend.

Vor diesem Hintergrund lässt sich Brunners aktuelle Schau vielleicht verstehen. Denn insgesamt kommt sie ziemlich schräg daher. Der Begriff "Stereotype" ist hierfür ausschlaggebend. Und ein wahrlich seltsames Trio treffen wir an, nämlich Mao, Marilyn Monroe und Tante Moidl (Maria, für jene, die Tirolerisch nicht verstehen). Auf zwei Stellwänden mit Blümchentapete finden sich die drei "K's" (Kommunismus, Kapitalismus, Katholizismus) in Buntstiftzeichnungen auf Gesten reduziert. Mao applaudiert sich selbst, Moidl scheint auf ihre betenden Hände beschränkt und Monroe besteht eigentlich nur aus Frisur. Dass hier ein Kanon von mit Klischees besetzten Figuren hergestellt werden soll, leuchtet ein, auch die formale Anspielung auf das Ikonen-Triptychon. Inwieweit so ein Umgang mit Stereotypisierung wirklich interessant ist, bleibt aber offen. (Bis 26. 2., Schleifmühlgasse 1A, Wien 4)

ENGHOLM ENGELHORN: HYPERREAL

Monochromer Hintergrund in oftmals "kranken Farben", weite Horizonte und der untere Bildrand als Platz für die Motive. Das sind Erkennungszeichen der Malerei von Hendrik Krawen. 1963 in Lübeck geboren hat er für die gegensätzlichen Arbeitsweisen Figuration und Monochrom eine eigenwillige Synthese gefunden. Individualismus generiert sich bei ihm durch den Verzicht auf eine gestisch-expressive Handschrift. Pointierte Ausschnitte aus öden Stadtlandschaften erfahren bei Krawen eine poetische, oftmals beklemmende Umdeutung. Während er 2001 mit "Motiv" noch bestimmte Ortsbezüge offen legte - etwa durch das fast fotorealistische Bild des Graffiti-bedeckten Ostberliner Ernst-Thälmann-Denkmals - verwehrt er in seinen neueren Arbeiten eine derart konkrete Lesbarkeit. Typografie, ebenfalls zentral in seinem Werk, finden wir nun in ostasiatischen Schriftzeichen auf Schachteln, die sich als überdimensionierte architektonische Versatzstücke in die surrealen Bilderzählungen drängen. Neu ist der Umkehreffekt: Figuren wie Schattenrisse auf farblich knalligem, einfärbigem Font. Krawens Interesse an Musik findet sich weiters nicht nur in Motiven, die an Plattencover erinnern, man kann auch aktiv lauschen. Also bitte Platz nehmen, die Kopfhörer aufsetzen und die Bilder als Film abspulen. (Bis 26. 2., Schleifmühlgasse 3, Wien 4) Manisha Jothady

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