Erich Lessing trifft seine Auswahl bedeutender Szenen aus der Fotogeschichte der Arbeitsmigration in allen Erdteilen.
Für den STANDARD wählte er aus dem Archiv der Foto-Agentur Magnum und seinem eigenen wichtige Szenen aus der Geschichte der Wanderarbeit.
***
Wien - Legale und illegale Arbeit, schlecht oder gar nicht bezahlt, manches freiwillig und mit Freude, vieles in unzumutbaren Umgebungen geleistet, von kräftigen Erwachsenen oder von Kindern: Erich Lessing sichtet Fotodokumente aus den letzten Jahrzehnten für die vorliegende Standard-Ausgabe.
In gewisser Weise ist es ein Heimspiel, denn er gehört zu der Riege der Fotografen, von denen die Bilder stammen, Mitglieder der Agentur Magnum allesamt. Er kennt die Bilder, weiß von der Symbolwirkung, die sie gehabt haben, von den Geschichten, die mit ihren Machern verbunden sind - Zeitgeschichte, in Einzelmomente zerlegt, in der Erinnerung wieder zusammengefügt.
Es ist ein Heimspiel, doch auch eine ernste Aufgabe, und Lessing widmet sich ihr konzentriert, während er in der Frühlingssonne auf der Terrasse der Konditorei Sluka sitzt, einen Campari Soda vor sich und das Mobiltelefon am Ohr: "Ich brauche die Fotos von dem Migrantenort in der Türkei aus den Fünfzigerjahren", gibt er dem Mitarbeiter in seinem Archiv durch. "Stellen Sie sie bitte in den Server." Klick, Ende, nächstes Bild.
Erich Lessing wird im Juli 88 Jahre alt. Doch wie er umsichtig und professionell das Geschehen weitertreibt, zwischen zwei Gästen am Tisch, dem Frühlingswind in den Papierstößen und dem nächsten Termin im Schwarzen Kameel die Ruhe bewahrt, merkt man ihm die letzten mindestens zwanzig Jahre nicht an. Er ist ein beeindruckender Beweis dafür, dass Arbeit jung hält. Viel Arbeit, die er zwar auch delegiert, für die er aber letztlich verantwortlich ist. Immer wieder ist er unterwegs zu Aufnahmen im In- wie im Ausland. Sieben Angestellte kümmern sich in einem Büro in Neuwaldegg um das "Lessing Photo Archive", sie digitalisieren, restaurieren, versenden, organisieren Ausstellungen. Dabei geht es um einen riesigen Bestand, die Ernte von fast 60 Jahren.
Lessing flüchtete als 16-Jähriger nach Israel, seine Familie kam im Holocaust um. Nach dem Krieg kehrte er nach Österreich zurück, über seine spätere Frau Traudl kam er als Fotoreporter zu Associated Press. 1951 wurde er Mitglied der in Paris kurz zuvor gegründeten Fotografen-Kooperative Magnum. Sein Hauptarbeitsgebiet war der damalige Ostblock, Weltruhm erlangte er mit Bildern aus dem Ungarn-Aufstand 1956.
Schon damals aber fühlte er sich zu anderen Arbeiten hingezogen. "Mein Traum waren die Museen." Ein Traum, der um so realistischer wurde, als die Reportagefotografie ihre Bedeutung langsam verlor. Also begann er, systematisch das archäologische und kulturelle Erbe von Museen und ganzen Landesteilen zu dokumentieren. Dies war eine Arbeit, die auch heute nicht von Schnappschuss-Athleten billig geliefert werden kann - als hätte Lessing gewusst, dass die professionelle Archivierung von Kulturobjekten zu einem nachgefragten Schatz werden würde. Nicht nur die Vielseitigkeit und hohen Standards bewundert daher Lessings junger Branchenkollege Peter Rigaud an ihm, sondern auch "die Klugheit, sich das Recht am Bild zu sichern" - eine alte Magnum-Maxime, bestens weitergeführt.
Ohne Ranküne blickt Lessing auf die Entwicklung der Fotografie in den letzten Jahrzehnten zurück. Selbst arbeitet er nach wie vor im analogen Medium, von Kleinbild bis zur 4x5-Zoll-Fachkamera, aber natürlich lässt er die Ergebnisse digitalisieren. Bis zu 100 MB kann die detailreiche Ansicht einer Skulptur schon ergeben. Doch mit technischen Fachsimpeleien hält Erich Lessing sich nicht lange auf. Der nächste Termin wartet. (Michael Freund, DER STANDARD - Printausgabe, 30. April/1. Mai 2011)
Der
Unternehmer, Kunstsammler und Museumsgründer Herbert Liaunig über
Lückenfüllen, den Leidensdruck beim Sammeln und die geplante
Erweiterung des Museums
Reproduktionen von Originalen, die sich in elf Wiener Museen befinden
Sie können auch klein: Coop Himmelb(l)aus Kirchenbau im Grenzort Hainburg wird heute eröffnet
Kunst im Prater: Die Pratersauna stockt ihr Programm auf - Neben dem neuen Magazin "Dampf" will man den PS Artspace etablieren
Seine Bilder vom Leben der Inselbewohner im argentinischen Paraná-Deltas mit dem Hauptpreis "L'Iris d'Or" ausgezeichnet
Mit Impressionisten und der Moderne machen die Giganten das meiste Geschäft - kommende Woche in New York
Gemälde von Herbert Boeckl und Werner Berg erbeutet
Die erstmals in Berlin erscheinende bilinguale Ausgabe der Zeitschrift "frieze" reagiert auf Veränderungen in der Kunstwelt
Die
Arbeit von Joseph Heer steht in der Nachfolge minimalistischer Malerei
von Barnett Newman über Mark Rothko bis Robert Ryman. Eine Ausstellung
bei Artmark und eine Publikation widmen sich seinem Werk
Werke von unter anderem Baselitz, Richter und Polke waren über 30 Jahre nicht auf dem Markt
Unter dem Motto "The Art to Innovate" setzen sich Künstler wie Erwin
Wurm, Peter Kogler oder Gunter Damisch mit dem Werkstoff Plastik
auseinander
Gebäude in München muss komplett überholt werden
Gestisch-abstrakte Malerei: Franco Kappl mit jüngsten Arbeiten in der Galerie Ulysses
"Fruits, Flowers and Clouds" ist eine offene Gruppenschau und findet parallel zur Viennafair statt
Eine
Ausstellung in der Londoner Wellcome Collection widmet sich dem
künstlerischen Umgang mit einem Material, das im Alltag als Feind gilt
- dem Dreck
Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wird neuer Chef des Victoria and Albert Museums
In der Secession sinniert Inés Lombardi über Brasiliens Moderne: "Past Present - Close and Distant"
Festtage an der Salzach: Zur Halbzeit vermeldet die Messe den stärksten Umsatz seit langem
Eine der wichtigsten Kunstsammlungen der Welt zieht um - die Barnes Foundation in Philadelphia
Die Auszeichnung ist mit 7.500 Euro dotiert - Verleihung am 4. Juli in Bregenz
Das NRW-Forum in Düsseldorf zeigt die Schau "Zeitgeist & Glamour - Die Jahrzehnte des Jetset"
Anerkennungspreise an Isa Schmidlehner und Clemens Wolf
Der
"Metropol Parasol" in Sevilla spaltet die Gemüter. Doch eines ist
sicher: Architekt Jürgen Mayer H. gelingt damit die Wiederbelebung
eines totgeglaubten Platzes
Heftpräsentation kommenden Donnerstag
China ist auf Platz 1: Bei Kaufkraft, Wachstum und (ge)schönten Bilanzen. Allerdings auch punkto unbezahlter Rechnungen
Das internationale Fumetto-Festival in Luzern widmet dem Zeichner Daniel Clowes erstmals eine umfassende Werkschau
Die
Strategie der Künstlergruppe General Idea: das System in geradezu
parodistischer Weise zu kopieren und es somit zu untergraben
Künftig Chef des Victoria and Albert Museums
Eine irre Musikgeschichte von Tex Rubinowitz in der Galerie Christine König
MQ-Ausstellung zu interaktiver Kunst
Lisl
Ponger interessieren Repräsentationen des "Anderen": In ihrer aktuellen
Ausstellung analysiert die Künstlerin die fragwürdige Aneignung
"fremder" Objekte
Fund in einem Haus in Alicante
Künstlerische
Aneignung als Technik und ästhetisches Programm - doch die Schau "So
machen wir es" bleibt beliebig, stellt brillant gemachtes neben putzige
Belanglosigkeiten
Über 200 Veranstaltungen von "Flederhaus" über "Sofamaschine" bis zum "Beschwerdechor" - Open Air zum offiziellen Geburtstag am 30. Juni
Katholiken haben in Avignon die Fotografie "Piss Christ" des US-Künstlers Andres Serrano attackiert
Manuel Knapp mit "0,0,0" in der Galerie Grita Insam
Irgendwo zwischen Schweben und bleierner Schwere sind Stefan Löffelhardts Arbeiten zum Thema Landschaft angesiedelt
Heimo Zobernig inszeniert im Essl-Museum einen Raum voller Fragen
Festspiele für Kunst und Antiquitäten: bis 25. April bietet das Messetheater 36 Auftritte, und (fast) jedem gebührt Applaus
200 Galerien aus 22 Ländern zeigen bis Sonntag Gegenwartskunst und Werke der klassischen Moderne
Arbeiten von zehn internationalen Künstlern in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais
Eine
Reflexion über künstlerische Strategien der Erinnerung im Postnazismus
- Von Katharina Morawek und Nora Sternfeld - Aus der Zeitschrift der IG Bildende Kunst
Der "Stern"-Cartoonist kommt am 5. Mai ins Wiener MQ, wo derzeit Schwarzer Humor unter freiem Himmel präsentiert wird
Das MuseumsQuartier Wien feiert heuer sein 10-Jahres-Jubiläum. Aus diesem Anlass gibt es ein vielfältiges Kulturangebot
Die Kommentare von Usern und Userinnen geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen (siehe ausführliche Forenregeln), zu entfernen. Der/Die Benutzer/in kann diesfalls keine Ansprüche stellen. Weiters behält sich die derStandard.at GmbH vor, Schadenersatzansprüche geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.