Salzburger Nachrichten am 4. August 2006 - Bereich: Kultur
Bayreuth

Keine andere

Inszenierung ist bei den Bayreuther Festspielen so umstritten wie der "Parsifal" von Christoph Schlingensief. Auch im dritten Jahr zeigt sich das Publikum gespalten. Buh-Gebrüll und Bravos hielten sich die Waage. Schlingensief quittierte die Reaktionen, indem er lächelnd ins Publikum winkte und die Faust ballte. Großen Beifall ernteten Chor und Festspielorchester unter dem Dirigenten Adam Fischer, der eine präzise, wenn auch spannungsarme und zeitweise weihevolle Auslegung der Wagnerschen Erlösungsoper bot. Mit "Parsifal" ist der erste Aufführungszyklus bei den Wagner-Festspielen beendet. Bis zum 28. August stehen noch 22 Aufführungen auf dem Programm.

Noch einmal umgebaut

hat Schlingensief seine optisch opulente Inszenierung. Er nimmt sich des Religionskonflikts zwischen Christentum und Islam an. Im kommenden Jahr wird der Schlingensief-"Parsifal" ein letztes Mal auf dem Programm stehen. Die Wagner-Gemeinde rätselt, wer den angekündigten neuen "Parsifal" im Jahr 2008 inszenieren wird.

2007 wird

Katharina Wagner, Tochter des 86-jährigen Festspielchefs Wolfgang Wagner und möglicherweise seine Nachfolgerin, ihre erste Bayreuth-Inszenierung vorlegen: "Die Meistersinger von Nürnberg". Die diesjährige Neuinszenierung des "Rings des Nibelungen" von Tankred Dorst soll bis 2010 auf dem Spielplan bleiben. Gerätselt wird, ob er seine Produktion in den kommenden Jahren überarbeiten wird. Der Erfolg, den Dirigent Christoph Thielemann beim "Ring" einfuhr, nährt andere Spekulationen. Thielemann könnte gemeinsam mit Katharina Wagner nach Ansicht von Schlingensief "demnächst den Königsthron in Bayreuth besteigen". SN, dpa