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25.11.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunst Und Wirtschaft: Von Fröschen und Mäzenen
VON ALMUTH SPIEGLER
Die besten Kunstsponsoring-Ideen 2004 wurden im Imperial prämiert.

Vom Bankettsaal bis zur Suite stand das Hotel Imperial am Mittwoch abend ganz im Zeichen der 16. Gala zur Verleihung des Maecenas-Preises. Mit diesem zeichnen die 1987 gegründeten "Initiativen Wirtschaft für Kunst" Jahr für Jahr die originellsten und effizientesten Kunst-Sponsoring-Engagements österreichischer Unternehmer aus, heuer bewarben sich 125 Unternehmen mit insgesamt 144 Projekten.

Dabei hätte der Event in diesem Jahr eigentlich nicht im Imperial, sondern ein paar Häuser weiter, am Opernring, stattfinden müssen - gewann doch die Konkurrenz, das vor einem Jahr eröffnete "Le Meridien", den ersten Preis in der Kategorie Einsteiger. Und wirklich, das Nobelhotel überzeugt mit seiner unaufdringlichen Integration zeitgenössischer Kunst in seine Räume: Bilder, Skulpturen, Installationen von u. a. Ilse Haider, Irene Andessner, Gudrun Kampl trifft man in Lounge, Bar und Zimmern, Kostümpuppen aus dem Theatermuseum bevölkern die Lobby, im "Secessions-Corner" werden die Jahresgaben des Fördervereins ausgestellt.

Ein Sonderpreis in der Newcomer-Kategorie musste eigens für Frank Stronach erfunden werden, der mit 4,7 Millionen Euro beim Ausbau des Wiener Musikvereins einsprang. Diese Unterstützung liege "außerhalb der Vergleichbarkeit" mit anderen Projekten, musste die Jury, bestehend u. a. aus Sylvia Eisenburger (Freunde der bildenden Künste), Architekt Wilhelm Holzbauer, ORF-Kulturchefin Margit Czöppan, eingestehen. Ziemlich einzigartig ist auch die Idee des Kärntner "Pizza Express". "Wenn wir schon Essen in Karton packen müssen, dann sollte es ein schöner sein", dachte sich Geschäftsführer Robert Kravanja - und ließ die Konterfeis von Marlene Dietrich, Helmut Qualtinger und anderen in Schwarzweiß auf die Verpackungen drucken, inklusive Gedichten und Kurzerzählungen junger österreichischer Autoren. Diese herrlich unorthodoxe Kulturvermittlung war der Maecenas-Jury immerhin eine Anerkennung wert. Volles Lob ernteten dafür die "Winzer Krems" in der Kategorie "Klein- und Mittelbetriebe", die für das Musikfestival "Glatt & Verkehrt" ihren Hof in der Sandgrube 13, mitten in den Weinbergen überdachen ließen. Bis zu 1000 Besucher können jetzt jedes Jahr trocken der bunten Volxmusik-Mischung lauschen.

Für das beste Konzept wurde heuer die Wiener Städtische belohnt - seit Mitte der achtziger Jahre fördert die Versicherung mit unzähligen Veranstaltungen die Lese- und Schreibfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Ein Beispiel: die Unterstützung des oberösterreichischen Jugendliteraturpreises "Sprichcode", für den Jugendliche Beiträge von Gedichten bis SMS einreichen konnten.

Zwei Sonderkategorien ergänzen heuer die üblichen Maecenas-Sparten: In "Kunst und Wissenschaft" gewann Dinkhauser Kartonagen, die sich von einem Schweizer Künstler zu einem ungewöhnlichen Firmenporträt motivieren ließen, zu dessen komplizierten Ingredienzien Fingerabdrücke aus Aluminium und Schwachstrom gehören.

Erstmals mit einem Maecenas honoriert wurde heuer auch das Engagement der Medien. Die Jury war sich einstimmig einig: Sieger ist die Aktion "Morgen-Sterne", die die "Kleine Zeitung" sich und ihren Lesern zum 100. Geburtstag gönnte. Seit Sommer diesen Jahres präsentierte, produzierte und honorierte die Tageszeitung die Arbeiten von 23 viel versprechenden, aber noch weitgehend unbekannten jungen Künstlern. Ausstellungen in der Neuen Galerie Graz wurden organisiert, Gedichte auf Mega-Plakatgröße aufgeblasen und am Hauptplatz entrollt - und sogar Faltanleitungen für Papierfrösche veröffentlicht.

INTERNET 

www.maecenas.at

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