Ein wesentlicher Ausgangspunkt für die
Arbeiten von Johanna Kandl liegt in ihren Projekten, die sie seit dem Fall
des Eisernen Vorhangs im ehemaligen Osteuropa machte. Kandl studierte
Malerei und Restauration in Wien und Belgrad. Ihre künstlerische Arbeit
führte sie in die ehemalige Sowjetunion, nach Georgien, Aserbaidschan,
Ukraine, Russland, Polen, Rumänien, Ex-Jugoslawien und nach
Tschechien.
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Ohne Titel, 2002 / ©Bild: Christine König
Galerie, Wien |
Gruppenökonomie
In ihrer Arbeit geht es ihr immer wieder um die Begegnung mit Menschen,
die sich ihren sozialen und oft auch ökonomischen Mikrokosmos aufbauten um
in der Wirtschaftsmisere überleben zu können.
Secession
In der Secession waren 1999/2000 mittelgroße Malereien auf Holz zu
sehen, die Menschen auf Märkten, in Interieurs, im Zug, in Schulen und
beim Picknick zeigten. Dabei waren Texte zur spezifischen Situation auf
die Bilder geschrieben.
Marktplanen
Ähnliches zeigt Kandl in ihrer ersten Einzelausstellung bei Christine
König. Es sind großformatige Werke mit Originalausschnitten aus
Regionalzeitungen. Sie sind auf einem farbigen Display aus Plastikplanen
aufgezogen. Planen, die man auch auf Marktständen sieht.
Genreszenen
Es ist eine luzide Malweise die durch Verwendung von Eitempera auf Holz
entsteht. Aus ursprünglichen Schnappschüssen werden Historienbilder oder
Genreszenen, wie die Kunsthistorikerin Borchardt-Bierbaumer meinte.
Eingefügte Schriftzitate stammen aus Fachbüchern für Manager oder
internationalen Wirtschaftsmagazinen. Und sie setzten einen ironischen
Kontrapunkt, der manchmal erschreckt.
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Ohne Titel, 2002 / ©Bild: Christine König
Galerie, Wien |
Zentrales Thema in Kandls Ausstellung sind wild wuchernden Märkte die
an der Grenze zwischen Österreich und Tschechien entstanden sind. Es sind
dies politisch-wirtschaftliche Freizonen, die eigenen Gesetzen und Regeln
unterliegen. Vietnamesische Händler verkaufen dort Gartenzwerge, Kopien
von Gucci und Prada.
Ökonomie am Rand
Wie viele Menschen mögen es wohl sein, die von solchen Ökonomien leben?
Ein Text auf einer Tafel lautet: "In wachsenden Märkten sind wir schon
da". Die im Niemandsland entstehenden Ökonomien sind längst schon da.
Existieren aber nur im Subtext und spielen für Global Economy keine
Rolle.
Kämpfer fürs Glück
Jeder Mensch hat den Anspruch auf Glück. Der Titel der Ausstellung
"Kämpfer für's Glück" ist einem Lied eines ehemaligen DDR Jugendverband
entnommen.
Aber auch in der amerikanischen Verfassung ist das Recht auf Glück als
bürgerlichen Grundwert verankert. Sind wir also doch alle ähnlicher als
wir glauben?
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