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17.04.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Gabriele Senn Galerie. "Too quick for binoculars" nennt die deutsche Kontextkünstlerin Cosima von Bonin ihre Inszenierung. Tatsächlich eilt die Schau so dahin, daß die Augen kaum folgen können. Im schmalen Galerieraum finden sich diesmal besonders viele Stoffe, Tücher und Kissen, bald als Häuschen, bald als Pilz, bald als Minizaun. Dazu gibt es Schiffsmotoren und Flaggensymbole, alles Verweise auf kindliche, weibliche und männliche Lebens(t)räume. Eine Kritikerin beschrieb Bonin kürzlich als "neue Sensibilistin" mit einem starken Hang zum Politischen. Stimmt. Sie vor allem der Sensibilität Tribut, ohne die gesellschaftliche Verantwortung zu vernachlässigen. (IV., Schleifmühlg. 1a; bis 5. Mai).

Galerie Martin Janda. Kategorisieren lassen sich die großformatig gemalten oder gezeichneten Sujets Andreas Schulzes nicht. Da ist einmal eine Landschaft zu assoziieren, ein andermal drängt sich die Chiffre eines Interieurs auf, ein drittes Mal löst das Halt-finden-wollende Gehirn des Betrachters eine siebenfach unterbrochene Girlande auf in den simplen Satz: "Er wachte auf und ging ins Bad." Das Rätsel ist stets präsent. Formen umkreist Schulze immer, sichtlich mag er Wölbungen, Rundungen, Hohlräume. Diese malerische Forschung betreibt der Deutsche seit 20 Jahren. Mit Virtuosität, Stringenz, um sie dann unvermutet zu durchbrechen: in Wien stellte er im Oberstock, mitten in ein wohlkomponiertes Bilderuniversum, eine lebensgroße Pferdeattrappe, bemalt mit Blümchen und anderen Farbklecksen. So bewahrt er seinem Schaffen Frische (I., Eschenbachg. 11; bis 4. Mai)
Kerstin Engholm Galerie. In Deutschland gilt der 27jährige Björn Dahlem als Shooting Star der letzten Jahre. Seine Collagen und raumgreifenden Skulpturen aus billigen Werkstoffen setzen versponnene Denkspiele rund um Wissenschaftsmythen, Science Fiction und Alchimie um. Tatlin steht hier Pate, auch Schwitters, Buckminster-Fuller, Kippenberger und unübersehbar Beuys. In Wien sucht er mit "Aua Extrema II" ein Entrée. "Aua" steht für Wasser/Aqua. Abgefüllt in Flaschen ist es Bestandteil der zentralen Turmskulptur. Dahinter windet sich eine meterlange kristalline Holz-Teppichstruktur zum Plafond. Dahlems Ingredienzien sind Witz, Spott, Intelligenz, Ironie. Der daraus entstehende Mix ist nicht schlecht. Was ihm noch fehlt, ist das gewisse Quentchen Unverwechselbarkeit (IV., Schleifmühlg. 3; bis 4. Mai).



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