Feldkirch (VN-ag) Das Haus in der
Feldkircher Entenbachgasse ist künstlerisch vorbelastet. Vormals
Galerie Bolter, davor Galerie Schiestl, werden die Räume seit
November neu vom Kunstverein A4 bespielt.
Nach der Eröffnung mit Richard Bösch läuft derzeit das
dritte Projekt - Fotoarbeiten von Sabine Morgenstern. "Ganz schön
provokant für dieses Städtchen", soll sich ein Kölner Paar jüngst
angesichts derselben geäußert haben. In ästhetischem Schwarzweiß
ausschnitthaft wiedergegebene weibliche Körper, darunter halt auch
ein schwangerer Bauch, aber provokant? Auch wenn Feldkirch aus
Kölner Sicht Provinz scheint: Diese Einschätzung der Arbeiten von
Sabine Morgenstern ist ebenso daneben, wie sie am Wesen der Werke
vorbeigeht.
Körperthema
Ausgangspunkt für die in Bregenz lebende und arbeitende
Sabine Morgenstern, die sich seit zehn Jahren intensiv mit
Fotografie und dem Körperthema auseinander setzt, war vielmehr eine
Einladung. Eine Einladung an Frauen aus ihrer Umgebung, die sie
gebeten hat, sich vor der Kamera darzustellen. In "Ungeschminkt"
unternimmt Sabine Morgenstern mit einfachen Mitteln und einer
Kleinbildkamera den Versuch, die Persönlichkeit und das Wesen der
abgelichteten Frauen zu erfassen. Was sie zunächst an einer Puppe
und mit Schattenspielen an der Wand ausprobierte, überträgt die
Fotografin auf ihre Modelle, im Sucher das Wesen der jeweiligen
Frau.
Dialog mit der Kamera
Was im folgenden entsteht ist kein bloßes
Abfotografieren, sondern vielmehr ein Dialog, der sich vor und
hinter der Kamera entwickelt und der eine Qualität hat, wie sie für
die Fotografin nur mit weiblichen Modellen zu erreichen war. Die
Begehrlichkeit des Blickes ausklammernd, ging es ihr nicht darum,
diese Art von Spannung in ihren Bildern zu suchen. Die Körper auf
den Fotos vermitteln im Spiel von Licht und Schatten Bewegung,
Dynamik, Statik oder Entspannung, der jeweiligen Persönlichkeit
entsprechend. Die Gesichter, die mehr über die Körper verraten
würden, sind ausgeblendet. Doch Sabine Morgenstern hat ihre Modelle
gebeten, etwas von sich mitzubringen. So erklärt sich auch das
Nebeneinander von schwangerem Bauch und rosa Badeschuhe. Ein Spiel
von Form und Inhalt, das aber leider nur bei einem einzigen
Triptychon zur Anwendung kommt. Ansonsten dominieren schwarzweiße
Handabzüge auf Barytpapier, deren samtiges Schwarz Tiefe vermittelt
und von Intimität zeugt.
Die Ausstellung mit Fotoarbeiten von Sabine Morgenstern
ist im Kunstverein A4, Entenbachgasse, Feldkirch, bis 6. April zu
sehen, geöffnet Dienstag und Donnerstag, 17.30 bis 20, Samstag von
10 bis 12 Uhr. Finissage: 6. April, 10 Uhr.