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Regionale10: Kritik am Steinblock auf dem Dachstein

22.06.2010 | 18:49 | KLAUS HÖFLER (Die Presse)

Das Denkmal des chinesischen Regimekritikers Weiwei sorgt für Aufregung. Mehrere Bergführer und der Alpernverein haben sich dagegen ausgesprochen. Dabei prallen zwei Tourismus-Kulturen aufeinander.

GRAZ. Ausgerechnet ein Stein. In dem im Umgang mit Gebirgsstöcken und Bergflanken aufgrund seiner alpinen Topografie nicht unerfahrenen obersteirischen Bezirk Liezen sorgt ein Stück Fels für Aufregung. Der vier Tonnen schwere Brocken stammt aus China, wo er im Zuge des Erdbebens 2008 in Sichuan aus einer Felswand herausbrach. Zwei Jahre später will ihn der chinesische Künstler Ai Weiwei (53) als Projekt im Rahmen des Kulturfestivals „regionale10“ am Gipfel des 2995 Meter hohen Dachsteins installieren.

Dieser Plan stößt in der Obersteiermark auf teils heftigen Widerstand. Kritisiert wird zum einen der logistische Aufwand. Der Stein wurde per Lkw nach Peking gebracht, per Schiff nach Rotterdam verfrachtet und wiederum mit dem Lkw nach Ramsau transportiert. Von dort hätte er heute, Mittwoch, per Spezialhubschrauber aufs Gipfelplateau gehievt werden sollen. Aufgrund der Schneefälle musste die letzte Etappe auf Donnerstag verschoben werden. Es ist nicht die einzige Hürde auf dem Weg des Steins. Wilde Gerüchte machen die Runde. Sprengdrohungen werden kolportiert, Pläne, den Hubschrauberflug abzupassen und zu verhindern, kursieren. Der Leiter der „regionale10“, Werner Schrempf, weiß von einem Zusammenschluss von Bergführern gegen das Projekt. Auch der Alpenverein hat sich dagegen ausgesprochen. „Ich hätte nie gedacht, dass das derartige Wellen schlägt“, meint Schrempf zur „Presse“.

Schladming gegen Ramsau

Der Künstler erhält als Gage 20.000 Euro, der Rest (rund 30.000 Euro) kommt von 130 Sponsoren, darunter sind die Planai-Bahnen, die die Seilbahn auf dem Gipfelplateau betreiben. Das nährt das Konkurrenzdenken zwischen der Planai-Heimatgemeinde Schladming im Ennstal und der Dachstein-Gemeinde Ramsau auf der Hochebene am Fuße des Berges. „Die haben uns unseren Berg weggenommen“, lauten die Vorbehalte der eher traditionsverliebten Ramsauer gegen die eventkulturbegeisterten Schladminger.


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