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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
09. September 2009
20:29 MESZ

Habres+Partner, 1020 Wien, Hollandstraße 7. Bis 10. 10.

www.nacpool.at

 

Pauline Marcelle sichtet Strandgut: "Bend Down Boutique I", Öl auf Leinwand, 2009.


Globales Strandgut
Pauline Marcelle gastiert in der Wiener Galerie Habres+Partner, Uriel Orlow im Raum vis-à-vis

Hinter abstrakten Bildern haben schon immer ganze Weltanschauungen gestanden. Die Malerin Pauline Marcelle führt diese Tradition insofern fort, als dass ihre amorphen malerischen Gebilde bei näherem Hinsehen auf die fatalen globalen Zusammenhänge verweisen, die sich hinter den Motiven ihrer Malerei-Serie "Bend Down Boutique" verbergen.

"What's that got to do with me" ist ein Leitspruch der in Dominica / West Indies geborene Künstlerin Pauline Marcelle. Bisher ist die Künstlerin vor allem für ihre ausdrucksstarken Bilder bekannt geworden, in denen sie Stile der europäischen Moderne mit Ausdrucksformen schwarzafrikanischer und karibischer Herkunft verbindet.

Während diese Bilder tatsächlich viel mit ihrem eigenen Background zu tun haben, bezieht sie mit ihren aktuellen Arbeiten in der Galerie Habres+Partner auch die Betrachter in ihr künstlerisches Motto mit ein. Ausgangspunkt ihrer großformatigen Bilder sind Fotografien, die die Künstlerin an der Küste von Ghana aufgenommen hat. Es handelt sich dabei um riesige Kleiderhaufen, die von Hilfsorganisationen nach Afrika gebracht wurden und dort entweder gleich oder nach einem zweiten Mal Austragen im Meer landeten.

Von der Künstlerin werden die Bilder auf Leinwand gedruckt und partiell übermalt, wodurch sie die Abfallhaufen in ästhetisch ansprechende, aber traurige Symbole für die eigene Involviertheit verwandelt.

Im Raum vis-à-vis befasst sich der Schweizer Künstler Uriel Orlow währenddessen mit einem Ort, der "Gestrandeten" als Zufluchtsort galt: In These Great Times titelt seine Zeichnungen, Fotografien und Videoarbeiten umfassende Installation, in der das berühmte Jugendstil-Café Odeon in Zürich im Zentrum steht.

Zu den Gästen zählten neben Lenin, Mata Hari oder Karl Kraus auch bedeutende Schweizer Literaten, die Dadaisten sowie Migranten des Weltkriegs, die politisch und kulturell eine bedeutende Rolle spielten. In Videointerviews erinnern und besprechen jüngere und ältere Besucher die wechselvolle Geschichte dieses wichtigen öffentlichen Raums, den später die Hippies oder auch Drogendealer besetzten und wo heute die Gay Community auf die junge Kunstszene trifft. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.9.2009)

 

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