Ai Weiwei macht den Dachstein höher
Martin Behr Graz (SN). Er hat Ming-Vasen zerstört und diese Performances zu neuen Kunstwerken erklärt. Er hat 1001 Chinesen zur „documenta 12“ nach Kassel eingeladen und die Fassade des Münchner „Hauses der Kunst“ mit 9000 verschiedenfärbigen Rucksäcken verhüllt, wodurch eine verbale Botschaft, die sich auf die Erdbebenkatastrophe in Sichuan bezog, sichtbar wurde. Jetzt will der 53-jährige chinesische Künstler und Kurator auf dem steirischen Dachstein ein spektakuläres Landart-Projekt realisieren.
Unter dem Arbeitstitel „Hoher Dachstein“ konzipiert der mittlerweile weltbekannte Spektakelkünstler und Regimekritiker eine Vergrößerung des Berges. Der 2995 Meter hohe Gipfel soll mit Gestein aufgestockt werden. Wie hoch, das ist vorerst noch nicht bekannt. Verläuft alles planmäßig, wird das Projekt von Ai Weiwei am 4. Juni auf dem Dachsteingipfel im Rahmen des Festivals „Regionale 10“ eröffnet. „Ai Weiwei war vom gewaltigen Bergmassiv sehr angetan, seine Arbeit wird auch eine Brücke zwischen chinesischem und heimischem Naturverständnis schlagen“, erklärt Dietmar Seiler, der künstlerische Leiter der „Regionale 10“.
Als Vermittler für das Projekt fungierte Peter Pakesch, der Intendant des Universalmuseums Joanneum. Pakesch hatte 2007 den Pekinger Konzeptkünstler Ai Weiwei („Ich gebrauche mich selbst als Readymade“) in der Ausstellung „China welcomes you“ im Grazer Kunsthaus präsentiert. Der Dachstein hat in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Künstler zu Arbeiten motiviert. Im Rahmen des Projekts „Dachstein:Cult“ von Monika Wogrolly arbeiteten unter anderem Franzobel, Lore Heuermann oder Gerhard Nierhaus im „höchstgelegenen Künstleratelier Europas“.