Galerie-Generationen: Wilhelm (li.) und Alex Seidler vor einem Gemälde Stephan Seidlers. Daneben Kokos „Hühnerhof“ (gunn) Bild: Irene Gunnesch
„Mein Vater war ein vielseitiger Mensch, selber auch Maler, und hatte in den 20er Jahren in Linz einen Kunsthandel: Sein Dürerhaus auf dem Taubenmarkt war ein bekannter Künstlertreffpunkt“, sagt der Linzer Seniorgalerist Wilhelm Seidler (70) im OÖN-Gespräch. Seidlers Vater Stephan (1893–1966) war dadurch auch mit vielen Künstlerkollegen befreundet, etwa mit Klemens Brosch oder Anton Lutz.
Während der Wirtschaftskrise mutierte das Dürerhaus zur 1. Linzer Frühstücksstube, und irgendwann stieg Seidlers Vater in den Elektrohandel ein, den sein Sohn – damals angehender Jurist – zunächst auch übernahm. Aber – so Wilhelm Seidler: „Bevor ich mein erstes Magengeschwür bekam, hab’ ich meine Anteile verkauft und mich ausschließlich der Kunst gewidmet.“
Wobei sein Interesse „als wüster Student“ (Seidler) hauptsächlich der Moderne galt. Über die Sammlung des Vaters bekam er dann aber doch intensiven Zugang zu „alten Sachen“. Fasziniert hat ihn auch dort immer „das Einfache“ und – wie man anhand der Jubiläums-Ausstellung sehen kann – das Skurrile. Sowohl in den Werken als auch bei den Persönlichkeiten. Seidler: „Ein früher Kubin, ein James Ensor, ein Brosch oder ein scheußlicher Sengl: Je scheußlicher, umso lieber.“
Linz09 habe sich nicht wirklich ausgewirkt: „Ein touristischer Kaufrausch ist dadurch nicht ausgebrochen.“ Apropos: Wie Juniorgalerist Alex Seidler beim OÖN-Besuch erzählt, macht sich in ihrer Galerie aber „der aktuelle wirtschaftliche Zusammenbruch so bemerkbar, dass die Leute nun eher hochpreisige Kunstwerke kaufen.“ Ein weltweites Phänomen – wie in den OÖN gestern auch in der großen Themen-Reportage auf Seite 3 berichtet.
Alex Seidler: „Bevor sie wieder viel Geld in die Luft blasen, investieren Sammler jetzt lieber in Kunst.“ Sowohl als Wertanlage als auch, weil ihnen die Bilder einfach gefallen.
Sind ja auch höchst delikate Gustostückerl, die hier jetzt als „Best of“ zur Jubiläums-Ausstellung gezeigt werden. Eine ebenso außergewöhnliche wie virtuos austarierte Zeichnung von Klemens Brosch etwa. Eine überraschend flächig dominierte und atmosphärisch den Raum erobernde Arbeit von Franz Blaas, Werke von Maria Moser, von Heinz Göbel und: „Die schönsten Hendln weit und breit“, wie Vater und Sohn Seidler wie aus einem Mund bestätigen. Besagte Hendln scharren da – ebenso kraftvoll wie plastisch gemalt – auf einem Ölgemälde des berühmten Linzer Spätimpressionisten Demeter Koko (1891–1929) im soeben gestreuten Körndlfutter.
Viel gibt es zu entdecken, da die Galerie Seidler mit ihrem einzigen Fenster in Richtung Klosterstraße von außen gesehen täuschend klein wirkt. In die Tiefe dehnt sie sich jedoch quer durch das gesamte Gebäude, einen überdachten Arkadenhof und ins nächste Haus hinein aus. Markige historische Bogengänge treffen auf moderne Glas-Ästhetik.
Optische Vielfalt, die auch den aktuellen Ausstellungsbogen von „A“ wie Augustiner bis zu „Z“ wie Zechyr und Zülow umfasst. Und das in hochkarätiger Qualität.
Info: bis 28. 11., Mo-Fr 10-12/15-18, Sa 10-12 Uhr.
24. November, Bergschlößl Linz
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