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Anish Kapoor im MAK: Keine Melange in Korea

03.02.2009 | 18:53 | AMELIE ZNIDARIC (Die Presse)

Der klassische Kaffeehaussessel wird 150. Sonderschau gibt es keine. Dafür Kunst aus Asien.

Drei Mal hat es ordentlich geknallt. Als die Kanone aus der Installation des indischen Künstlers Anish Kapoor rotes Wachs in eine Ecke schoss. Peter Noever, Direktor des Museums für Angewandte Kunst (MAK), ließ sich davon freilich nicht irritieren, als er das Programm für 2009 präsentierte. War ja Teil der Inszenierung.

Sonst wenig Überraschungen. 1859, vor exakt 150 Jahren, präsentierte Michael Thonet in Wien seinen Konsumstuhl Nr. 14, den klassischen Kaffeehaussessel. Das gute Stück steht zu Recht in jedem Designmuseum, das auf sich hält, auch im MAK. Es hat Geschichte geschrieben, wegen seines reduzierten Designs, der damals völlig neuen Produktionsmethode und wegen seiner Pionierrolle als eines der ersten Massenprodukte der Welt. Das alles und seine Wiener Wurzeln prädestinieren den Stuhl für eine große Jubiläumsschau im MAK.

Doch es wird keine geben. Und das war abzusehen. Noever, der bei seiner (voraussichtlichen) Pensionierung 2011 monarchische 25 Jahre lang im Amt gewesen sein wird, widmet sich lieber der zeitgenössischen bildenden Kunst, und das, obwohl sich elf Häuser in Wien demselben Thema verschrieben haben, keines jedoch zeitgenössischer Mode oder Design. Und so wird das MAK heuer die eingangs erwähnte, schon laufende Schau von Anish Kapoor zeigen, „Shooting into the corner“, und eine zweite große Ausstellung über Kunst aus Korea: „Blumen für Kim Il-Sung. Zum Gesamtkunstwerk Nordkorea“. Die Ausstellung läuft am 2. 12. an. Dazwischen, von 3. 6. bis 27. 9., wird das MAK seinem Namen einmal in großem Rahmen gerecht: Für „Global:Lab. Kunst als Botschaft. Asien und Europa 1500–1700“ haben alle Abteilungen des Hauses ihre Schätze zusammengetragen.

176.848 Besucher konnte das MAK 2008 locken, geringfügig mehr als im Jahr davor. 1,17 Millionen Euro hat das gekostet, zum aktuellen Budget wurde nichts verlautbart. Dafür hat Peter Noever große Expansionspläne. „MAK über Wien“ nennt sich die Studie, in der dem Direktor eine Überplattung der Wien vorschwebt, ein öffentlich zugängliches Schaulager am Herrmannstrand, ein Dachausbau im Haupthaus. Geschätzter Kostenpunkt: rund 40 Millionen Euro. „Das sind alles keine fertigen Lösungen, sondern Ansätze“, sagt Noever. Kulturministerin Claudia Schmied habe er dazu noch nicht gesprochen.

 

Designkooperation mit Departure

Ein Lichtblick für Designliebhaber: „design> neue strategien“, eine Kooperation zwischen MAK und Departure, der Förderagentur für Kreativindustrie der Stadt Wien. Startschuss war schon gestern Abend mit einer Vorlesung des internationalen Stardesigners Ron Arad, weitere Lectures werden folgen. Geplant sind außerdem regelmäßige Schauen mit unveröffentlichten Entwürfen junger österreichischer Designer, die von internationalen etablierten Kollegen juriert und ausgewählt werden.


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