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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
29. April 2008
17:45 MESZ
Foto: Reuters
Auf Ondrej Brodys "Dog Carpets" wollte es sich keiner gemütlich machen.

Rückblick Viennafair 2008: Östliche Platznot im Westen
Vergangenen Sonntag ging die vierte Viennafair zu Ende und hat hinter dem 15500sten Besucher "nicht ganz happy" die Türen geschlossen

Wien – Dem Rückweg von der Viennafair über den Praterstern haftet stets etwas heilsames an. Ganz unsanft aus den rosa Kunstwölkchen fallend, landet man dort inmitten von Real-Life-Performances und Installationen aus Jägermeister-Fläschchen. Ganzjährig. Die Viennafair hat inzwischen hinter dem 15500sten Besucher "nicht ganz happy" die Türen geschlossen. Bis zu 17000 Besucher wollte man anlocken. Ziele, die Matthias Limbeck, Geschäftsführer von Reed Exhibitions, 2009 mit "ein bisschen aktionistisch" gestalteten Hinweisen zu erreichen glaubt.

Nächstes Jahr sollen auch die allerorts Kopfschütteln auslösende "nicht sehr glückliche" Situierung der Galerien aus den CEE-Länder verbessert, sprich offener gestaltet werden. Diese saßen im letzten Eck und, wenn der Orientierungssinn im Kojendschungel nicht trügt, ausgerechnet im Osten der Halle eng aufeinander, holten aber aus den bescheiden Standplätzen das Beste heraus. Strahlend lächelnd goutierte die Krakauer Stiftung Zak Banicka ihre guten Verkäufe von Pawel Ksiazek und Szymon Kobylarz: "Sicher kommen wir wieder."

Mit Konzentrationen auf wenige Künstler und Statements zeigten die meisten "Ost-Südost"-Galerien ein klares Profil und hoben sich so angenehm von Potpourri-Präsentationen ab. Ganz entgegen der Galeristen, die wie Spinnen in ihren Netzen der Käufer harrten, wirkte die umkomplizierte Atmosphäre anziehend.

In Erinnerung geblieben sind Michal Cernušák und Dorota Sadovská bei Space Projects Bratislava, oder die zwiespältige Gefühle auslösenden SM-Grafiken der in Berlin lebenden Bulgarin Iva Vacheva bei Arc-Projects aus Sofia. Die bulgarische Galerie zeigt auch Fotos ihres Landsmann Kamen Stoyanov, der 2007 den Zone1-Preis gewann und daher derzeit im Mumok zu sehen ist. Mit einem enttäuschten Seufzer kommentierte die Branche den heurigen Wegfall des Preises ob des kurzfristigen Sponsorabgangs. Unaufgesetzt gut scheint die Stimmung bei den österreichischen Galeristen, die die Viennafair bislang nicht als Messe der großen Umsätze ansahen. Die vergleichsweise hohe Dichte internationaler – erstmals auch russischer – Sammler, wirkte sich gut aus und sorgte für Morgenröte auf den Wangen.

Die Abverkaufsstimung bei Galerist Knoll trügte nicht: Hier soll es keine Sitzenbleiber gegeben haben und mit dem Verkauf der die Koje dominierenden Tony Cragg-Skulptur (165.000 Euro) reicht es für die Verkaufs-Top-Ten. Für 275.000 Euro trennte man sich bei Ropac von Gilbert & Georges Sodom, Ursula Krinzinger punktete neuerlich mit Erwin Wurm und verkaufte ein "Pullover"-Bild um 66.000 Euro. Von "Good Vibrations" spricht auch Franziska Leeb (Galerie Insam), die fast alle Künstler anbrachte, insbesondere Arbeiten von Stefan Sandner, darunter eine große um 17.000 Euro. Aber auch Newcomer wie Artepari können sich nicht nur über starken Zuspruch, sondern auch über harte Münze freuen: Von Markus Wilfling verkaufte man weit mehr als die kostengünstigen Kaffeetassen (550 Euro).

Georg Kargl, der diesmal nicht dabei war, bereut dennoch nichts, denn "alle meine Entscheidungen sind keine Affekthandlungen." (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 30.04.2008)


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