Ausstellungen in Wien
"Ich habe nie Ruhe gegeben"
Georg Baselitz war sein bester Anwalt für das Werk und dessen Intentionen.
Wien (VN-RW)
Ausführlich erklärte Baselitz in der Albertina, was ihn dazu bewogen
hat, einerseits "zurückzuschauen", andererseits doch wieder neu zu sein
- und tatsächlich, eines springt bei den 28 großformatigen Gemälden und
den 59 Papierarbeiten ins Auge: Nur noch wenige davon hängen
"verkehrt", und dabei war es doch gewissermaßen des Künstlers
"Markenzeichen" gewesen, dass seine Bilder "auf dem Kopf standen".
Baselitz, der am 23. Jänner 69 Jahre wird, hat sich nach eigener
Aussage mit dem Alterswerk von Kollegen befasst ("Man weiß ja
schließlich, was auf einen zukommt") und mit Zufriedenheit
festgestellt, dass etwa der von ihm hoch geschätzte Edvard Munch den
"Schrei" 27 mal gemalt hat und dass der alte Picasso immer wieder
eigene Motive und Themen wiederholte. Das gab ihm die
Idee und den Mut, auf das eigene Werk zurückzublicken, das ihm selbst
nur noch - wie den meisten Menschen - auf Fotos und in Katalogen zur
Verfügung steht. Das Ergebnis ist in den letzten Jahren seit 2005
entstanden: "Georg Baselitz Remix", das Alte und dennoch neu. Figur mit Hitler-Bart
Am Beginn der
"skandalösen" Berühmtheit von Georg Baselitz stand einst "Die große
Nacht im Eimer", die seltsame Figur mit Hitler-Frisur und Bärtchen, die
ihr Geschlechtsteil in der Hand hält. 1963 hat er zwei Monate daran
gearbeitet (und dann ließ die Staatsanwaltschaft das Bild
beschlagnahmen). Für die Neufassung benötigte Baselitz, wie er
erzählte, gerade zwei Stunden Arbeitszeit . . . In Zeichnungen variiert
Baselitz auch seinen Hitler, einmal trägt er den Schwanz als Rüssel im
Gesicht. Neben der "Großen
Nacht im Eimer" hat er auch seine früheren breitschultrigen "Helden",
und die "Neuen Typen", aus den sechziger Jahren neu gesehen, die aus
der Distanz von vier Jahrzehnten weit lockerer, fast ironisch
daherkommen. Im Inhalt bleibt
er sich treu, in der Form ist er neu, darum auch der Begriff "Remix"
und nicht "Remake", der einem Künstler nicht anstünde, der nach eigener
Aussage immer anders sein wollte, immer die Provokation suchte, immer
neue Risiken einging: "Ich habe nie Ruhe gegeben", sagt er, und er tut
es diesmal auch nicht. Dennoch wird man
nicht leugnen können, dass Baselitz durch lockere, leuchtende Farben
und einen wesentlich leichter wirkenden Schwung in der Pinselführung
nun auch für ein breiteres Publikum kommensurabler sein dürfte. Was ihm, wie man ihn einschätzt, gar nicht recht sein wird . . .
Geöffnet ist die Baselitz-Ausstellung in der Wiener Albertina bis 24. April, täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr.
Baselitz mit Arbeit: "Man weiß ja schließlich, was auf einen zukommt." (Fotos: APA)
Wesentlich leichter wirkender Schwung . . .
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