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Ars Electronica
von
Irene Judmayer
Wirbel um Ars Electronica: Steigt ORF aus dem Prix aus?
Die Gerüchte brodeln: Ein "technisch veraltetes" Ars Electronica Center (AEC) müsse völlig neu strukturiert werden, womöglich in die LIVA eingegliedert. Veranstalter ORF ziehe sich aus dem Prix Ars zurück. Die OÖN recherchierten.

"Ja, wir werden uns aus der Organisation des Prix Ars Electronica zurückziehen!", sagt Helmut Obermayr, Direktor des ORF-Oberösterreich im OÖN-Gespräch: "Es ist nicht die Aufgabe des ORF, so einen Wettbewerb zu veranstalten!" In Gesprächen mit der Stadt Linz und Noch-AEC-Chef Gerfried Stocker ordne man jetzt neue Strukturen. Vertragsentwürfe werden derzeit von ORF-Juristen geprüft.

"Der Prix soll direkt in die Ars und somit in die Organisationsstruktur des AEC kommen. Wir machen jedoch weiterhin mit", sagt Obermayr, der die Rolle des ORF in Bezug auf das Linzer Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft anders definieren will: "Wir konzentrieren uns auf unsere Kernaufgabe: Einerseits die Promotion und andererseits die mediale Umsetzung und die Berichterstattung."

Dadurch werden natürlich personelle und somit finanzielle Ressourcen des ORF weniger belastet: "Durchaus. Aber wir sind erst in der Festsetzung der grundsätzlichen Ausrichtung. Finanzieren werden wir unsere Sendungen. Die Aufzeichnung der Gala ebenso, wie neben der aktuellen Berichterstattung eine eigene Dokumentation."

Was aber soll mit der bisher im ORF-Landesstudio aufgezeichneten Prix-Ars-Gala geschehen? Wo wird sie stattfinden? Dazu Obermayr: "Ich halte es für gescheiter, wenn die dann im Brucknerhaus abläuft. Bei den Salzburger Festspielen ist ja auch das Festspielhaus der zentrale Veranstaltungsort." Für Sponsoren sei es auch attraktiver, wenn sie ihren Gästen mehr Plätze als im ORF-Studio anbieten können.

"Ich sehe die derzeitige Diskussion auch als Aufgabenbereinigung. Jeder soll doch das machen, was er am besten kann und was auch sein Geschäft ist." Die bisherige Form ist aus unterschiedlichen historischen Entwicklungen heraus gewachsen. Die Trennung der zunächst gemeinsamen Ars-Veranstalter LIVA und ORF hatte sich aus einer zeitweise belasteten Beziehung zwischen Ars-Mitbegründer Ex-ORF-OÖ-Intendant Hannes Leopolds- eder und dem damaligen Brucknerhaus-Chef Karl Gerbel heraus ergeben.

Wenn sich jetzt die Annäherung an des Brucknerhaus verstärkt, so lässt dies Spekulationen einer möglichen Einbindung des AEC in den LIVA-Verbund wach werden? Der Linzer Bürgermeister Dobusch wehrt ab: "Bei den aktuellen Verhandlungen habe ich der ÖVP zugesagt, dass ohne das Einverständnis vom neuen Kulturreferenten Watzl keine Organisationsveränderung stattfinden wird. Da Watzl auch Aufsichtsratsvorsitzender des AEC wird, ginge so etwas nur mit seiner Zustimmung." Das von der ÖVP im Wahlkampf verteufelte Damoklesschwert der SP-Kulturholding ist kein Thema mehr? Dobusch zu den OÖN: "Ich habe aus finanziellen Gründen kein Interesse, das AEC in die LIVA einzubinden. Bei einer Eingliederung bekämen wir nämlich kein Geld - ca. 500.000 Euro - vom Land."

Nächster Schritt: die Ausschreibung des Postens künstlerische Leitung. Gerfried Stockers Vertrag läuft 2004 aus.



OÖNachrichten vom 29.10.2003
 
   



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