06.10.2003 11:54
Recyceltes Recycling
"Do it
yourself"-Särge von Joe Scanlan in der Galerie Martin Janda
Eigentlich sei jede Kunst nützlich, auch wenn sie nur als
Statussymbol dient, meint Joe Scanlan. Er muss es ja wissen, macht dieser
US-Amerikaner ja offensichtlich nützliche Kunst mit praktischem
Mehrwert.
Das beweisen auch seine auf Demoschildern angebrachten
Architektensprüche: "Mieses to Pieces" oder "Gehry is scary". Im neuen
Jahrtausend ist kein Platz mehr für erratische Blöcke, sondern alles wandelbar,
perfektes Recycling. Präfabrizierte Industrieteile fügen sich zu neuem Alten,
bei ihm dürfen Sammler die regalähnlichen Skulpturen wirklich mit Büchern
füllen. In die Galerie stellt Scanlan in einem Modulsystem Holzbodenplatten mit
dem Ausmaßen seines Ateliers in Brooklyn.
Das dient ihm u.a. als
Plattform für ein besonderes Recyclingprojekt für den Ort des finalen
menschlichen Recylings, den Sarg. "Do it yourself", spottbillig, und zwar aus
fünf bei Ikea angebotenen Artikeln, darunter zwei Billy-Bücherregalen. Ein
fiktiver Stadtplan im Bauhefterl führt auf absurd-humorige Weise Gleichschaltung
vor Auge, da schießt sich der Demokratisierungs- und Gleichheitsgedanke ins
Knie. Das Selbstporträt mit verschmiertem Gesicht - aus einer von Scanlan
patentierten Masse aus Haushaltsabfällen - weist den weiteren Weg: "Pay
dirt". Der Künstler will uns damit etwas sagen. (dok/DER STANDARD,
Printausgabe, 6. 10.2003)