Salzburger Nachrichten am 28. August 2003 - Bereich: kultur
Die Oberfläche der Dinge

"Museum Moderner Kunst Kärnten" zeigt eine Werkserie von Alex Katz

Die Wände frisch ausgemalt, die Böden blitzblank geputzt: Die Räume der ehemaligen "Kärntner Landesgalerie" sind von Architekt Helmut Dominikus in zeitlose White Cube-Einheiten verwandelt worden, ein Rahmen, in dem der Kärntner Landeshauptmann und Kulturreferent in dem von ihm forcierten "Museum Moderner Kunst Kärnten" (MMKK) "ein Stück Heimat finden" und nicht "Jagd nach dem Zeitgeist" betreiben will. Zum Auftakt hat, wie berichtet, die MMKK-"Beraterin" Agnes Husslein gemeinsam mit Kuratorin Margrit Brehm die bereits in den Hamburger Deichtorhallen gezeigte Schau "Cutouts" mit Arbeiten von Alex Katz nach Kärnten geholt.

Der Eröffnung war der angekündigte Künstler fern geblieben, auch Deichtorhallen-Direktor Zdenek Felix sagte ab. Ob beide auf Grund einer in Deutschland entflammten Diskussion über die politische Vereinnahmung von Kunst - reichlich spät - Konsequenzen gezogen haben? Sicher ist, dass der heimische Künstler Heimo Zobernig eine für Herbst geplante Beteiligung an der Reihe "Doppelspiel" abgesagt hat. Begründung: Ihm sei nicht bewusst gewesen, wie sehr diese Institution eine Plattform der Reprä-sentation der persönlichen und parteipolitischen Interessen des Landeskulturreferenten darstelle.

Malerische Silhouetten als Skulpturen

"Beautiful people" im Herzen der Klagenfurter Altstadt: Dort, wo einst Arnulf Rohsmann als Landesgalerie-Chef immer wieder spannende, weil "unbequeme" Akzente setzte, sind rund 90 der zwischen 1959 und 2000 von Alex Katz gefertigten Figuren zu sehen. Malerische Silhouetten-Skulpturen als Ausschnitte einer Wirklichkeit, die mit Eigenschaften wie "mondän", "kühl" oder "makellos" beschrieben werden kann: Frauen in Business-Kostümen, Grüppchen wie aus einer schickblutleeren US-TV-Serie entsprungen, Vernissage-Gesichter, eine Nackte, dazwischen zwei Kühe und ein Hund.

Allesamt verdeutlichen die aus Leinwänden ausgeschnittenen Flachporträts von Alex Katz im neuen MMKK die "sichtbaren Realitä-ten" des 76-jährigen New Yorker Künstlers. Alex Katz sagt dazu: "Mir geht es nicht um irgendeine Moral, nicht um die Wahrheit, sondern um das Visuelle, die Oberflä-che der Dinge." Formal verkürzte Menschenbilder, satirisch, aber auch eine keimfreie Moderne repräsentierend, die hier im MMKK anders lesbar ist als anderswo.

Die immer noch vakante Position der MMKK-Direktion soll "so bald als möglich" ausgeschrieben werden, sagte Agnes Husslein. Kulturamtsleiterin Erika Napetschnig indes will "sich noch Zeit lassen".

Für den entmachteten Rohsmann wurde eine neue Aufgabe geschaffen. Er soll sich um die Artothek kümmern, betont Napetschnig und spricht von einer "Galerie der Bürger".

MARTIN BEHR

Alex Katz im MMKK Klagenfurt, bis 5. 10.