Umstrittenes Kunstprojekt: Dirigentenstab kommt nicht
Der 90 Meter hohe Dirigentenstab, den die Salzburg Foundation am Ursulinenplatz errichten wollte, kommt nicht. Technisch sei das Projekt nicht beherrschbar. Das teilte die Foundation Baustadträtin Claudia Schmidt (ÖVP) Donnerstagfrüh überraschend mit.
(SN-alf, APA). Geplant war, dass Mitte Mai die Salzburg Foundation neben dem Klausentor die 90 Meter hohe Stahlskulptur des französischen Bildhauers Bernar Venet aufstellen sollte. Venet gilt als einer der herausragenden Bildhauer der Gegenwart.
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Das Konstrukt könne sicher im Fels verankert werden, hieß es zunächst. Daher habe die Baubehörde keine Bedenken gegen die Aufstellung, sagt Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) noch vor zwei Wochen den Salzburger Nachrichten. Nun wird das Kunstwerk doch nicht kommen.
Zu großer technischer Aufwand für temporäres KunstprojektDer Hintergrund sei ein technischer, so erste Informationen aus der Salzburg Foundation: Die Anlieferung des 90 Meter langen Stabes sei an sich schon schwierig. Dazu hätte ein eigener Spezialkran anrücken müssen, die Aufstellung hätte möglicherweise zu einer Verkehrssperre zwischen Neumayr-Platz bis zum Klausentor geführt. Außerdem hätten während des Auf- und Abbaus die durch das Klausentor durchführenden O-Bus-Linien für insgesamt mindestens zwei Tage gesperrt werden müssen, weil die Oberleitungen temporär abgebaut hätten werden müssen. Laut Salzburg Foundation seien die Behörden aber sehr kooperativ gewesen, gescheitert sei es letztendlich am zu großen Aufwand für ein nur temporäres Kunstwerk.
Gollegger: „Das steht nicht dafür“„Es ging um unglaublich komplizierte Umleitungen von Gasleitungen, Stromleitungen, Kanal“, sagte der frühere ÖVP-Vizebürgermeister Karl Gollegger in seiner Eigenschaft als Präsident der Salzburg Foundation. Auch der Verkehr wäre betroffen gewesen, „und das verträgt die Altstadt gar nicht. Daher habe ich gesagt: Okay, das steht nicht dafür, dass wir diese Schwierigkeiten in Kauf nehmen, auch die Investitionen, auch wenn alles von einem deutschen Sponsor finanziert wird. Daher eine klare Entscheidung: Nichtrealisierung des Dirigentenstabes in der Altstadt“, so Gollegger im ORF-Mittagsjournal. Der stählerne, 109 Tonnen schwere und 90 Meter lange Dirigentenstab des Künstlers Bernar Venet hätte ab Mai mehrere Monate vor dem Klausentor stehen sollen und wäre an die Humboldt-Terrasse des Mönchsberges gelehnt worden. Für das dafür notwendige fünf Mal fünf Meter große Fundament hätten aber ein Kanal, eine Wasser- und eine Gasleitung verlegt werden müssen. Noch vor einer Woche hatte Andreas Knittel, durchführender Architekt dieses Kunstobjektes, gegenüber der APA gesagt, dass dies „kein grundsätzliches Hindernis“ sei.
Weiteres Projekt von Venet am Krauthügel soll kommenAußer dem Dirigentenstab, den Venet für Salzburg anfertigt, sollen ab Mai auf dem Krauthügel in Salzburg-Nonntal vorübergehend acht bis neun weitere Stahlskulpturen des Künstlers aufgestellt werden. Diese sollen kommen, auch wenn es nun mit dem Dirigentenstab nichts wird, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der Salzburg Foundation: Konkret werde am Freitag, dem 21. Mai um 11.00 Uhr „die Ausstellung Bernar Venet – Eine Hommage an Salzburg auf dem Krauthügel in Salzburg-Riedenburg unterhalb der Festung Hohensalzburg eröffnet. Gezeigt wird eine Gruppe von Stahlskulpturen des international renommierten Künstlers, die sich perfekt in die imposante Landschaftskulisse einfügen.“ Die Ausstellung werde in enger Kooperation mit der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, unabhängig vom Kunstprojekt Salzburg, realisiert, hieß es in der Aussendung weiter.
Dirigentenstab bei den Salzburgern umstrittenDer Dirigentenstab hat von Beginn an polarisiert: FPÖ-Gemeinderätin Gertraud Schimak sprach von einer Verschandelung der Altstadt durch einen „überdimensionalen rostigen Nagel“. Außerdem kritisierte Schimak, dass die Stadt heuer 25.000 Euro für die Instandhaltung der Kunstwerke bereitstellen werde, die die Salzburg Foundation der Stadt seit 2002 kostenlos zur Verfügung stellt. Auch etliche Salzburger hatten sich nicht gerade begeistert über die Skulptur im öffentlichen Raum gezeigt, wie sich auch in der [ SN-Debatte „Kunst oder Ärgernis?“] nachlesen läßt.