Feuilleton

Wer macht Kunst?

19.05.2007 | SN
Das Geschäft mit den Kreativen

Die Party tobt. Das Fest rund um zeitgenössische Leinwände und Fotos, Installationen und Skulpturen gleicht dem Tanz auf einem Vulkan. Oben am Kraterrand drängeln sich Investoren und Sammler. Aufgeregt warten sie, was von unten an die Oberfläche kommt, was hinausgeschleudert wird auf den Marktplatz der Kunst. Im glühenden Herzen des Berges liegen Schätze - oder sie werden gerade erst produziert von Künstlern, die die Nachfrage nach ihren Werken gar nicht befriedigen können. Aus der Kunstwelt, einst ein enger Kreis von Eingeweihten, die Leidenschaft und Kennertum, visionäre Kraft und Ausdauer vereinten, wurde ein rasanter Unterhaltungsbetrieb, ein millionenschwerer Markt. Der Handel mit der Kunst gilt Superreichen als modernes Gesellschaftsspiel.

In diesen Tagen lodert das Feuer der Begierde in New York. "Impressionist & Modern Art" füllt die Kataloge der großen Auktionshäuser. Wie sich gleich zum Auftakt dieser Versteigerungssaison zeigte, sitzen die Geldtaschen weiterhin locker. Auf den Einkaufslisten dürfte offensichtlich ein rot geschriebenes "Must Have" neben den Namen von Künstler und Werk manchen Kaufinteressenten daran erinnern, dass der Kontostand nach oben hin reichlich Spielraum bietet.

Gut 30 Milliarden Dollar wurden im vergangenen Jahr nach Schätzungen der European Fine Art Foundation mit Kunst umgesetzt. Die inoffizielle Zahl muss weitaus höher liegen. Über die Höhe zahlreicher Transaktionen wird von Käufern und Verkäufern kein Wort verloren.

Erfüllt wird dieser Tage in New York, was der Hype um zeitgenössische Bildende Kunst braucht, um weiter am Leben zu bleiben: Rekorde. Gebrochen wurden zum Auftakt der Saison Ende vergangener Woche nicht nur singuläre Künstlerrekorde - etwa bei Werken von Alberto Giacometti, Juan Gris und Joan Miró.

Den Höhepunkt der Woche stellte der Verkauf eines Bildes des US-Künstlers Mark Rothko dar: Für 72,8 Millionen Dollar wurde "White Center" (1950) versteigert. Bisher lag die Höchstmarke für ein Werk des 1970 gestorbenen Künstlers bei 22,4 Millionen Dollar. Rothko liegt auf der Liste der teuersten Gemälde der Welt auf Platz neun. Das Bild von 1950 schaffte noch einen bedeutenden Rekord: Nie zuvor brachte ein Werk, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, bei einer Auktion so viel Geld. Beeindruckend auch die Gesamtzahlen: In nur einer Nacht etwa wurden im Auktionshaus Christie's 263 Millionen Dollar umgesetzt. Das übertraf kühnste Erwartungen.

Einen ähnlichen Boom gab es schon in den 80er Jahren. Die Werke vieler Impressionisten lösten damals einen Rausch aus. Mit der aktuellen Hysterie sei das unvergleichbar, sagen lang gediente Topgaleristen. Damals folgte aus Angst vor dem Golfkrieg auch ein Crash. Es kam zu Korrekturen. Sie waren nicht von Dauer. Seit ein paar Jahren wird das Umsatzniveau der 80er längst übertroffen. Und weil ausverkauft ist, was damals zu Lieblingsobjekten wurde, schwappen riesige Summen auch an den Strand der Gegenwart. An diesem Strand stehen Felsen, die die Zeit überdauern werden. Es gibt aber auch Strandgut, für das enorme Summen ausgegeben werden, und das doch nur von der Welle des Booms nach oben gespült wird. Fortsetzung Seite II

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