Links
k-haus.at
im-export.net
Einen österreichischen Philosophen hingegen veranlassen dieselben Bilder, Überlegungen darüber anzustellen, an welchem Ende der Leine sich tatsächlich das Herrl befindet, wenn um drei Uhr morgens Gassi-Gehen ansteht.
In Michael Wörgötters Videoessay "Das Tier neben uns" dienen Beobachtungen über den unterschiedlichen Umgang mit Vierbeinern - Kühen und Hunden - in Indien und Österreich als Katalysator für Reflexionen über kulturelle Differenz, die sich beispielsweise auch auf die Wahrnehmung von öffentlichem Raum oder das Verständnis von Müll beziehungsweise Hygiene ausweiten.
Austauschbeziehung
Der Film ist eine von mehreren im Rahmen von "Import Export" produzierten Arbeiten. Das von der EU geförderte, interdisziplinäre Forschungs-und Kulturprojekt macht nach dem Auftakt in Bombay im März (und vor dem Abschluss in Berlin im August) nunmehr bis 22. Mai im Wiener Künstlerhaus Station.
"Import Export. Kulturtransfer zwischen Indien und Deutschland, Österreich" widmet sich dem Austausch von Wirtschaftsgütern und Ideen ebenso wie den Bewegungen von Individuen zwischen diesen Kulturräumen - in einer Ausstellung, einem Symposion und einer Filmreihe, die die aktuell entstandenen Beiträge um historische ergänzt.
Dabei wird noch einmal verdeutlicht, dass nicht zuletzt das Kino etwa im Westen nachhaltig ein Bild von Indien prägte. So gehen die Filmkritikerin Meenakshi Shedde und der Filmwissenschafter Vinzenz Hediger in ihrem Vortrag der "Eschnapur Heritage" nach - der Konzeption und Rezeption der drei deutschen "Tiger von Eschnapur"-Filme.
Umgekehrt haben sich populäre indische Filme - hier zu Lande meist auf den markante regionale Unterschiede negierenden Begriff "Bollywood" reduziert - längst europäische Schauplätze und Klischees angeeignet (nach Ausflügen in die Schweizer Berge werden romantische Tête-à-Têtes inzwischen häufig in Tirol gedreht). Wie sich überhaupt, so der Kulturtheoretiker Ranjit Hoskote, im Gegenzug zum Orientalismus des Westens in Indien ein verwandter "Okzidentalismus" orten lässt.
Vor diesem Hintergrund gibt "Import Export" nun drei Tage lang vielfältige
Anstöße zur Differenzierung wechselseitiger Wahrnehmung.
(DER STANDARD,
Print-Ausgabe, 20.5.2005)