Salzburger Nachrichten am 09. September 2003 - Bereich: kultur
Die Kunst, die denken will

Die "ars electronica" mit drei Schwerpunkten in Linz - Beobachtungen aus einer virtuellen Welt

Wer die ars electronica 2003 besuchen will, der sollte gut zu Fuß sein oder sich mit den Verkehrsmitteln in Linz etwas auskennen. Denn diese umfassende Ausstellung - eigentlich ist es ja eine Show - der elektronischen, Medien- und Computer-Kunst findet an drei Orten statt: dem ars electronica-Center jenseits der Donau-Brücke, im Brucknerhaus auf der Altstadt-Seite und im "Offenen Kulturhaus" für Gegenwarts-Kunst, das wiederum etliche Gehminuten vom Brucknerhaus entfernt ist.

Womit schon gesagt sei, dass es sich bei der ars electronica wirklich um eine Schau handelt, die den Anspruch stellt, in den sechs Tagen ihrer Dauer (bis 11. September) so viel wie möglich davon zu zeigen, was findige Köpfe heutzutage mit Bits und Bytes, mit Software und Hardware, mit Cyberspace und Realtimeprocessing anzustellen wissen.

Das Motto dieses Jahres lautet "Code - The language of our time". Code heißt "Verschlüsselung". Das heißt, dass unter dieses Themendach so gut wie alles passt, was mit Computern und Medien möglich ist. Der Schwerpunkt liegt aber ganz eindeutig bei einem kreativen, erfinderischen Umgang mit den "Tools", welche die virtuelle Welt bereit hält.

Springt man einige Jahre in der Geschichte der ars electronica zurück, dann fällt ganz besonders auf, wie sich diese Werkzeuge verfeinert haben und welch ein schier unglaubliches Maß an Differenziertheit sie mittlerweile zulassen.

Drei Orte, drei Schwerpunkte: die eigentliche Ausstellung zum Thema "Code" findet im Brucknerhaus statt. Hier ist ein deutlich künstlerisch ambitionierter Umgang mit der Welt der Elektronik zu beobachten.

Räumliche Impressionen ohne 3-D-Brille

Vieles dreht sich um die Animation, Zeichentrick- und Computerspielen nicht unähnlich. Andere Arbeiten befassen sich mit dem Problem, wie man auf dem zweidimensionalen Bildschirm Räumlichkeit darstellen und ausdrücken kann. Aber es gibt auch einen Künstler aus New York, der nicht mehr möchte als mit speziellen Programmen "Bilder" zu malen - für alle, die nicht schon wieder das Wort "erzeugen" sehen möchten.

In der "Elektrolobby" im Brucknerhaus-Foyer gibt es dazu einen informellen Treffpunkt der Medien-Kunst, wo an Hand einiger Arbeiten und Präsentationen Diskussionen oder Chats ausgelöst werden sollen.

Das ars electronica-Center zeigt zu Objekten, die dort ständig zu sehen sind, aufwändige Arbeiten aus den Bereichen Computer-Animation, Echtzeitverarbeitung und Interaktivität. Zum Beispiel kann man dort am Bildschirm eine dreidimensionale Computeranimation betrachten, die ganz ohne extra 3-D-Brille auskommt. Das Programm vermisst den Augenabstand des Betrachters und bearbeitet entsprechend den Bildaufbau, und nach kurzer Eingewöhnung hat man tatsächlich einen klaren räumlichen Eindruck vom Bild.

LASZLO MOLNAR