GALERIENBLICK

Jeff Wall in Wien

Mit seinen komplexen Dokumentarfotografien gilt der Kanadier Jeff Wall heute als einer der Stars der amerikanischen Fotografie. Wall platziert seine großformatigen Diapositive in plastische Leuchtkästen und verwischt damit nicht nur Grenzen zwischen Malerei und Fotografie, sondern zieht auch den Betrachter viel unmittelbarer in die "Story" des Bildgeschehens ein. Zusätzlich verunsichert Wall durch Täuschung: Er betont zwar seine Verbindung zur Dokumentarfotografie, aber die so echt wirkenden Szenen seiner Leuchtkästen werden in einem oft aufwändigen, auch den Computer einsetzenden Verfahren nachgestellt. Das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien präsentiert auf der Ebene 6 dreiundzwanzig eindrucksvoll arrangierte Arbeiten des Fotoartisten.

Eine typische Arbeit

Walls ist die zwei mal drei Meter große, vom MUMOK angekaufte Leuchtbox "Man With a Rifle": Ein Mann, ein Schütze, scheint quer über die Straße auf Passanten zu zielen. Er hält aber weder eine Waffe noch eine Kamera in der Hand, was auf den ersten Blick zu vermuten wäre. Die am Bildschirm aus Einzelfotografien zusammengestellte Arbeit lässt auf einen Schnappschuss schließen, bietet aber vielfältige Deutungsmöglichkeiten und kann ebenso als Milieustudie verstanden werden.

Ganz faszinierend

auch "A Ventriloquist at a Birthday Party in October, 1947", als Rekonstruktion 1990 entstanden: Partygäste blicken gespannt auf eine Bauchrednerin, die eine verzerrt grinsende Puppe auf ihrem Schoß hält. Auch hier entdeckt der Betrachter Querverbindungen und Anspielungen, zudem dokumentiert diese Box auch eine historische, auf die Kunstgeschichte zurückgreifende Position Walls. Das Bild verströmt den Eindruck eines behaglichen Interieurs, so wie es Jan Vermeer entworfen haben könnte.

Die Arbeiten von Jeff Wall mit ihren komplexen, oft auch beunruhigenden Konzepten erfordern vom Publikum Zeit und Ruhe. froh

Bis 25. Mai, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr, Do. 10 bis 21 Uhr.