14.03.2003 20:35
Papierene Traumräume für Kinder
"probier papier" - eine mustergültige Ausstellung im Zoom-Kindermuseum
Eine besonders liebevolle Ausstellung zum Thema Papier
hat sich das Zoom-Kindermuseum ausgedacht. Auch Erwachsene können davon
lernen.
Dieser Tage knistert und raschelt es im Museumsquartier verheißungsvoll,
und die sprichwörtlichen Kinderbäckchen leuchten nur so vor Begeisterung: Das
Zoom-Kindermuseum, eine besonders nette Einrichtung des großen Wiener
Kulturbezirkes, stellt wieder einmal unter Beweis, dass ein solches "Museum" für
die Kleinen und Mittelgroßen umfassende Lerninhalte mit Spaß und Freude und
Spiel vermitteln kann.
Das Thema der aktuellen Ausstellung lautet
"probier papier", und die zuständige Kuratorin Kathrin Oder hat den Parcours
durch diese Schau mit großem Geschick inszeniert, für die flotte Architektur
zeichnet Catherine Rennert verantwortlich. Die Ausstellung ist bereits eröffnet,
und die Kinder nehmen sie mit viel Elan an. In verschiedenen Stationen wird
spielerisch und von Betreuern geduldig begleitet alles über das nur scheinbar
simple Material gelehrt. Die Kinder können zum Beispiel selbst aus der Bütte
Papier schöpfen und pressen, sie lernen die mannigfaltigen Grundmaterialien
kennen, aus denen Papier produziert wird, Papier wird gewogen, analysiert, zu
Teppichen verwoben und zu farbenfrohen Puppen verarbeitet. Die Kinder betrachten
die Strukturen verschiedener Papiertypen durch Mikroskope. Manche schreien dann
laut: "Geil! Schaut's euch das an!"
Papier, so die neue Zoom-Leiterin
Elisabeth Menasse-Wiesbauer, sei ein für Kinder besonders wichtiger Werkstoff,
mit dem sie schon in den ersten Lebensjahren intensiven Kontakt pflegten. Die
Ausstellung macht es sich auch zum Ziel, nicht nur die Papierproduktion genau zu
vermitteln, sondern auch den Werkstoff als Grundmaterial für Künstler zu
erklären, weshalb das Büro Poppins aus Bratislava diverse papierene Kunstobjekte
entworfen hat, unter anderem eine phantasievolle Raum-Installation mit Namen
"Papiertraum".
"probier papier" ist insofern äußerst gelungen, als die
Schau den Kleinen mannigfaltige Möglichkeiten bietet, selbst Hand anzulegen,
etwa Frottagen zu produzieren und - der ausgelassene Abschluss - verschiedenste
Papierflieger nach Anleitung zu falten und in einem phantastischen Raum mit
Rampen und schwankenden Papierinstallationen abheben zu lassen. Kathrin Oder:
"Wir haben lange recherchiert, welche Papierfliegertypen am besten
funktionieren."
Die Ausstellung ist bis 27. Juni geöffnet, die Führungen
dauern etwa eineinhalb Stunden und haben fixe Beginnzeiten. Da der Andrang groß
ist, ist eine Voranmeldung per E-Mail oder Telefon angeraten. Und außerdem - man
möge verzeihen - sei ein klein wenig der pädagogische Zeigefinger erhoben, was
die Führung von Schulklassen anbelangt: Um die vielfältigen Inhalte dieser
liebevoll gestalteten Ausstellung wirklich umfassend zu vermitteln, wäre es
fein, wenn die wildesten Rangen von ihren nicht minder liebevollen Lehrkörpern
gelegentlich ein wenig im Zaum gehalten würden. (DER STANDARD, Printausgabe,
14.3.2003)