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07.03.2002 - Ausstellung
Schwebende Verhüllung
Christoph Luger bedeckt während der Fastenzeit die Altäre der Wiener Universitätskirche mit monumentalen Bildern.
VON FLORIAN STEININGER


Christoph Luger hat sich einmal mehr der Herausforderung gestellt, seine mächtigen Papierarbeiten mit altehrwürdigen Gebäuden korrespondieren zu lassen. Im vorigen Sommer hat er seine Bilder in den Dialog mir der dominanten Innenarchitektur des Semperdepots gesetzt. Jetzt, zur vorösterlichen Fastenzeit passend, bespielt er die Seitenkapellen und den Hochaltar der Wiener Universitätskirche.

Das Spektakuläre oder Provokative der Intervention moderner Kunst im historisch sakralen Kontext steht Gott sei Dank nicht im Mittelpunkt. Mit viel Zurückgenommenheit, Tiefgang und Gespür für den Ort bedeckt Luger die barocken Heiligenbilder mit Papierarbeiten, die ein wenig an Fastentücher erinnern.

Deren Oberfläche hat eine ungemein graphische Dichte, die zu einer körperlichen, fast metallischen Schwere führt und die Leichtigkeit des schwebenden Papiers aufhebt. Die Verdeckung des Hochaltars wirkt dagegen luftiger, transparenter, gleichsam dem barocken Thema angenähert, und korrespondierend mit der Scheinmalerei von Andrea Pozzo. Der lavierte Zustand der malerischen Textur verleiht dem Bild Offenheit und Sphärik.

Ein überzeugender Dialog mit Geschichte und dem sakralen Ort, mit Verzicht auf narrative oder abbildende Elemente, die das barocke Ambiente ja hätte vorgeben können.

Wien I., Universitätskirche;

bis 7. April.



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