Christoph Luger hat sich einmal mehr der Herausforderung
gestellt, seine mächtigen Papierarbeiten mit altehrwürdigen Gebäuden
korrespondieren zu lassen. Im vorigen Sommer hat er seine Bilder in den
Dialog mir der dominanten Innenarchitektur des Semperdepots gesetzt.
Jetzt, zur vorösterlichen Fastenzeit passend, bespielt er die
Seitenkapellen und den Hochaltar der Wiener Universitätskirche.
Das Spektakuläre oder Provokative der Intervention
moderner Kunst im historisch sakralen Kontext steht Gott sei Dank nicht im
Mittelpunkt. Mit viel Zurückgenommenheit, Tiefgang und Gespür für den Ort
bedeckt Luger die barocken Heiligenbilder mit Papierarbeiten, die ein
wenig an Fastentücher erinnern.
Deren Oberfläche hat eine ungemein graphische Dichte, die
zu einer körperlichen, fast metallischen Schwere führt und die
Leichtigkeit des schwebenden Papiers aufhebt. Die Verdeckung des
Hochaltars wirkt dagegen luftiger, transparenter, gleichsam dem barocken
Thema angenähert, und korrespondierend mit der Scheinmalerei von Andrea
Pozzo. Der lavierte Zustand der malerischen Textur verleiht dem Bild
Offenheit und Sphärik.
Ein überzeugender Dialog mit Geschichte und dem sakralen
Ort, mit Verzicht auf narrative oder abbildende Elemente, die das barocke
Ambiente ja hätte vorgeben können.
Wien I., Universitätskirche;
bis 7. April.
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