Was verbindet Pablo Picasso (1881–1973) und Andy Warhol (1928–1987)? Die Leidenschaft für Fotografie. Picassos fantasievoller Annäherung an das junge Medium widmet die Wiener Galerie Faber eine Ausstellung. Die Technik nutzte der Meister raffiniert: Eine gehäkelte Tischdecke wurde aus- und zurechtgeschnitten, auf ein Foto gebannt, das Negativ in der Dunkelkammer vergrößert. Dann wurde das Licht aufgedreht: Voilà, wir sehen einen typischen Picasso-Kopf (bis 3.9.). Mit fast 80 Jahren war der Meister noch immer ein Kind: Er entwarf Ziegen, am Grill, mit Horizont, verpackt. Seinen viel geliebten Motiven blieb er treu: Ein Porträt seiner Frau Jacqueline zieren Bäume, es gibt Vögel, Stiere – und ein Monster: Le Garou.
Der Schriftsteller Jacques Prévert widmete den Fotos einen surrealistischen Text. Jedes gibt es tausend Mal, man kann sie auch in einer Mappe kaufen (Einzelstücke 1600–2800 Euro).
Lieblingsmotiv: Marilyn Monroe. Andy Warhol in
der Galerie Westlicht ist leider unverkäuflich wie die anderen
Polaroids, die dort bis 21. 8. zu sehen sind. Galeriegründer Peter
Coeln erwarb aus der Konkursmasse des US-Konzerns, der 2008 in die
Pleite schlitterte, 4500 Fotos, 350 davon zeigt er bis 21. 8. Verkaufs-
und Kunstausstellungen wechseln ab. Bei Kameraversteigerungen ist die
renommierte Galerie Westlicht, die heuer ihr Zehn-Jahres-Jubiläum
feierte, führend: Von den 100 teuersten Kameras, die weltweit in
Auktionen verkauft wurden, kamen 98 bei Westlicht unter den Hammer.
Schiele-Foto für 60.000 Euro. Aber auch die
Foto-Auktionen, die seit zwei Jahren stattfinden, sind zunehmend
erfolgreich: 500.000 Euro kamen Ende Mai herein. Die nächste
Versteigerung ist im November. Bewusst platziert man sich nicht im
Hochpreissegment, in dem die internationalen Auktionshäuser etabliert
sind, sondern bietet auch Günstiges für ein paar hundert Euro an. Jener
90-jährige Herr, welcher der Galerie ein markantes Schiele-Porträt
offerierte, durfte sich freuen. Bei einem Schätzpreis von 25.000–50.000
Euro erzielte das Foto im Mai 60.000 Euro. Ein Evergreen sind Aufnahmen
Marilyn Monroes: „Marilyn mit Crucifix“ von Bert Stern aus der
berühmten Serie „The Last Sitting“ (Schätzpreis 1000–2500€) ging für
8000 Euro weg. Auch in der Galerie Faber hängen Monroe-Fotos. „Die
Monroe bleibt ein heißes Thema, Marilyn geht immer gut. Ich kenne einen
Sammler, der nur Monroe-Fotos kauft“, sagt Westlicht-Chef Coeln. Er
bietet aber auch jüngere Künstler an, dafür hat er eigene Kuratoren,
zuletzt den stellvertretenden Belvedere-Direktor Alfred Weidinger und
Walter Seidl (Kunstsammlung Erste Group). Was rät Coeln
Sammler-Anfängern? „Z. B. Henri Cartier-Bresson. Aber: Man muss sich
einfach reinfallen lassen“, sagt er. In Österreich beginnen die meisten
mit einem Stück, dass sich jemand gleich als Sammler versteht, ist
selten. In Amerika gibt es Spezialisten für Epochen und Genres.
Ungehobene Schätze. Der Markt in Österreich sei
ausbaufähig: „Es gibt jede Menge ungehobene Schätze“, ist Coeln
überzeugt. Johann Faber sieht er nicht als Konkurrenten. Faber war
einer der Kuratoren der letzten Westlicht-Auktion. Er ist derzeit bei
der Masterpiece-Messe in London, einem Maastricht-Pendant (bis 5. 7.).
Sammler, die beginnen, sagt Faber, interessieren sich zunächst für das
Motiv, etwa Marilyn, weniger für den Fotografen. Die Zukunft sei der
„Cross-Sammler“, der sich nicht auf eine Epoche oder Sparte
konzentriert, sondern ägyptische Statuen ebenso kauft wie
Renaissance-Malerei oder eben Fotos. Dies ist wohl auch ein Grund,
warum Messen boomen.