Chinas Geist und Max Weilers „Probierpapiere“
ERNST P. STROBL Klosterneuburg (SN). Die Sammlung Essl stürmt beim Jubiläumsjahr voran und zeigt bis Ende August Arbeiten des Malers Max Weiler anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstags. Es ist kein Zufall, denn Essl besitzt mit rund 50 Werken Weilers die weltweit größte Sammlung des 2001 verstorbenen Tiroler Einzelgängers. Ergänzt wird die Schau mit zahlreichen Leihgaben aus den wichtigsten Schaffensphasen Weilers und abgerundet durch eine interessante Gegenüberstellung. Zeitlebens hat sich Max Weiler für chinesische Kunst und Philosophie interessiert, vielfach hat das chinesische Natur- und Weltverständnis Eingang in das Werk des Malers gefunden.
Nicht zuletzt deshalb sind in Klosterneuburg chinesische Literatensteine ausgestellt, eine uralte und hierzulande wenig bekannte „mineralogische“ Kunstform, die durch gezielte Auswahl und Positionierung von teilweise bizarren Steinen, aber auch durch kaum erkennbare Bearbeitung großartige Wirkungen erzielt. Den Einfluss des Zufalls soll man auch in Weilers Arbeiten erkennen, denn man erfährt etwas über einen Aspekt in seiner Bildfindung, der wenig bekannt ist.
Die sogenannten Probierpapiere, auf denen der Maler Farben abmischte und den Pinsel abstreifte, inspirierten ihn, den Entstehungsprozess der Bilder, den Fluss von Farben und Bindemittel ins Großformat zu übertragen.
Das aufregend avantgardistische Bildfinden blieb zwar Episode im Oeuvre des Meisters, aber auch in anderer Hinsicht wirkte Weiler wie ein Neuerer mit seiner „spirituellen Abstraktion“. So ist der Zyklus „Wie eine Landschaft“ aus den Jahren 1962 bis 1967 ein Musterbeispiel prozessualer Malerei, und die „Flügelbilder“ aus den späten 1960er-Jahren – vier sind in der Ausstellung zu sehen – sind ein Vorstoß zur Neudefinierung des Mediums Malerei über die Auflösung der Bildform hin zur Entwicklung des Bildobjekts in den Raum. Kuratiert hat die Weiler-Ausstellung übrigens Mumok-Direktor Edelbert Köb.
Sie ist jedoch nicht die einzige Schau zum Weiler-Jubiläumsjahr. Auch in der Heimat des Künstlers, in Innsbruck, steht eine Ausstellung bevor. Am 18. Juni wird im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum die Schau „Max Weiler – Die großen Kunstwerke“ eröffnet, die sich besonders mit Fresken, Mosaiken und Gemälden befasst. Abgesehen von den „Skandalen“, welche die Fresken Weilers etwa in der Hungerburg (1945/47) oder in der Theresienkirche hervorriefen, schuf Weiler mit rund 40 ausgeführten Arbeiten auf insgesamt 1000 Quadratmetern ein einzigartiges Gesamtwerk im öffentlichen Raum. ( 18. 6. bis 31. 10.)Informationen: www.sammlung-essl.at .www.tiroler-landesmuseum.at .