Zu den klassischen Sammlungsausstellungen des
modernen Museums zählen in den letzten Jahren nicht nur Focus I und II,
sondern auch kleinere, konzentrierte Bespielungen von nur einer Ebene mit
besonderen Themen. "LichtWerke. Kunst und Licht seit den 1960er Jahren"
ist so ein Bespiel, das in der Factory alles zum Thema Lichtinstallation
vereint, was bis jetzt angekauft wurde.
Anlass ist die letzte Erwerbung der Ludwig Stiftung von James Turrell:
"Afrum II" von 1970. Er ist einer der klassischen Lichtkünstler, der auch
hier mit eigenem Raum im Raum agiert. Darin entsteht ein "Corner Shallow
Space", in dem die Wahrnehmung eines über Eck und auf Kante gestellten,
scheinbar projizierten Licht-Würfels in dunkler Umgebung völlig
verunsichert. Handelt es sich doch weder um einen Körper noch um eine
Lichtprojektion, sondern um eine Öffnung in einen weiteren hellen Raum.
Turrell erweist sich einmal mehr als Meister der immateriellen Geometrie.
Lichtkunst als gegenwärtiges Thema
Kuratorin Sophie Haaser hat dazu Turrells passende Studien aus der
Albertina und eine Künstlersignatur (jene Goyas) in gelbem Neon aus dem
Besitz des berühmten Minimal-Art-Sammlers Egidio Marzona als einzige
Leihgaben dazu gestellt. Denn das Mumok besitzt auch die rote, einer
Werbereklame ähnliche Rembrandtsignatur in Form einer Sitzgelegenheit.
Diese Serie, die von 1964 an entstanden ist, umfasst zahlreiche dieser
Signaturen aus Neonröhren. Natürlich könnte ein anderer Grund für diese
Schau sein, dass Lichtkunst nun seit Jahren ein sehr gegenwärtiges Thema
ist. Auch alle weiteren Werke stammen aus dem Haus: da sind die frühen
Arte-povera Exponate wie Mario Merz’ "Der Blitz, der ins Feld einschlägt".
Dazu der Video- und Performance-Altmeister Nam June Paik aus Korea, Keith
Sonnier oder Dan Flavin, der als erster bunte Neonröhren zur Lichtkunst
kürte. In Heinz Gappmayrs wörtlicher Verdoppelung von Licht geht es um
konkrete Poesie, bei Heinz Mack um die Sonne der Op-Art, die im Meer
versinkt, Brigitte Kowanz macht aus Steckdosen und Worten die
Leuchtschrift: "Licht ist was man sieht".
Buchstäbliche Erhellungen also, egal ob Installationen, wie der
Zeichentisch unter der Lampe von Franz Graf oder ein ironisches Video
"Ein/Aus" der jungen in Österreich beheimateten Russin Anna Jermolaewa von
1999. Der Lichtschalter wird statt mit dem Finger mit dem Penis betätigt:
die lachende Erkenntnis bleibt im Dunkeln. Herwig Kempinger, Sigmar Polke
oder František Lesák fangen Licht auf Fotopapier ein. Letzterer hat den
"Hermes des Praxiteles punktiert mittels Licht" – die Dunkelheit ist also
nötig, um diese Werke richtig zu inszenieren – gut, dass die Factory drei
Stockwerke unter der Erde liegt. Und auch die wenigen Wahrnehmungstücken
verraten: in der Kunst kann selbst Lichtschein trügen.
LichtWerke
Mumok Factory bis 17.4.
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Di. bis So. 10 bis 18 Uhr
Do. 10 bis 21.00 Uhr
Kuratorin: Sophie Haaser
Gelungene Lichtblitze.
Dienstag, 21. März
2006