'Farbenhäuser und Lichtgewächse' im
Innsbrucker aut.
Das Glashaus als zeitlose architektonische
Vision steht im Mittelpunkt der Ausstellung.
Artikeltext: Die von Sandra Manhartseder und
Rainer Hawlik kuratierte Schau - die bereits im
Wiener Heiligkreuzer Hof zu sehen war - ist eine
Koproduktion von Swarovskis thecrystalwebº und der
Wiener Angewandten. "Aufhänger" für die auf vier
Ebenen mit völlig unterschiedlichen Atmosphären
zelebrierte Ausstellung sind die Urväter der
modernen Glasarchitektur, der Maler und Zeichner
Wenzel Hablik (1881-1934), der Schriftsteller Paul
Scheerbart (1863-1915) und der Architekt Bruno
Taut (1880-1938).
Alle drei drückten ihre
Faszination am Kristallinen auf völlig andere Art
und Weise aus. Hablik war der malende und
zeichnende Erfinder fantastischer Landschaften,
aus denen wundersame Architekturen
auskristallisierten. Taut konstruierte für die
Werkbundausstellung 1914 in Köln ein Glashaus in
der Form eines Kristalls, dessen Kuppel einen
Durchmesser von zehn Metern und eine Höhe von 7,5
Metern maß.
Das von Alexander Gufler und
Arno Ebner im Maßstab 1:20 nachgebaute Glashaus
ist in der Schau ebenso zu sehen wie eines der
wenigen erhaltenen Exemplare der Erstausgabe von
Tauts "Alpine Architektur" bzw. auf Schlagworte
verkürzte Kommentare zum Thema Kristall von Paul
Scheerbart.
Neben diesem Exkurs in die
Vergangenheit wird aber auch vorgeführt, wie
Künstler und Architekten von heute die romantisch
weltverbesserischen kristallinen Ideen von gestern
mit neuen Inhalten aufladen. Ihre Arbeiten
beweisen die offensichtlich zeitlose Faszination
am Kristall als Metapher für das Reine, als
Struktur gewordene Antithese zur Archaik der
Natur.
So verwandelt etwa der Filmemacher
Herwig Kopp Wenzel Habliks kristalline Visionen -
in memoriam des großen Harald Szeemann - in ein
rasantes "Kristallmassaker". Unterlegt von
utopischer Musik erfahren hier scheinbar klare
Formen durch Filterungs- und
Transformationsprozesse scheinbar ohne Ende
reizvolle neue Konstellationen.
Von Rainer
Mutsch ist dagegen eine sehr reale, ebenfalls von
Hablik inspirierte, zwischen kristallinem
Lichtobjekt und imaginärer Ideenlandschaft
angesiedelte Installation zu
sehen.
Interaktive Reisen ins nowhere
bietet schließlich die Gruppe friendship in ihrer
multimedialen Videoinstallation an. Sie lädt zu
einem Flug durch kristalline Räume der
unterschiedlichsten Art ein, vorbei an gläsernen
dekonstruktivistischen Architekturen hinein in
kristalline Schluchten und suggestive
Strudel.
aut. architektur und tirol,
Lois-Welzenbacher-Platz 1, Innsbruck; bis 22.
April, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr,
Donnerstag 11 bis 21 Uhr, Samstag 11 bis 17
Uhr