7. März 2006

'Farbenhäuser und Lichtgewächse' im Innsbrucker aut.

Das Glashaus als zeitlose architektonische Vision steht im Mittelpunkt der Ausstellung.

Artikeltext: Die von Sandra Manhartseder und Rainer Hawlik kuratierte Schau - die bereits im Wiener Heiligkreuzer Hof zu sehen war - ist eine Koproduktion von Swarovskis thecrystalwebº und der Wiener Angewandten. "Aufhänger" für die auf vier Ebenen mit völlig unterschiedlichen Atmosphären zelebrierte Ausstellung sind die Urväter der modernen Glasarchitektur, der Maler und Zeichner Wenzel Hablik (1881-1934), der Schriftsteller Paul Scheerbart (1863-1915) und der Architekt Bruno Taut (1880-1938).

Alle drei drückten ihre Faszination am Kristallinen auf völlig andere Art und Weise aus. Hablik war der malende und zeichnende Erfinder fantastischer Landschaften, aus denen wundersame Architekturen auskristallisierten. Taut konstruierte für die Werkbundausstellung 1914 in Köln ein Glashaus in der Form eines Kristalls, dessen Kuppel einen Durchmesser von zehn Metern und eine Höhe von 7,5 Metern maß.

Das von Alexander Gufler und Arno Ebner im Maßstab 1:20 nachgebaute Glashaus ist in der Schau ebenso zu sehen wie eines der wenigen erhaltenen Exemplare der Erstausgabe von Tauts "Alpine Architektur" bzw. auf Schlagworte verkürzte Kommentare zum Thema Kristall von Paul Scheerbart.

Neben diesem Exkurs in die Vergangenheit wird aber auch vorgeführt, wie Künstler und Architekten von heute die romantisch weltverbesserischen kristallinen Ideen von gestern mit neuen Inhalten aufladen. Ihre Arbeiten beweisen die offensichtlich zeitlose Faszination am Kristall als Metapher für das Reine, als Struktur gewordene Antithese zur Archaik der Natur.

So verwandelt etwa der Filmemacher Herwig Kopp Wenzel Habliks kristalline Visionen - in memoriam des großen Harald Szeemann - in ein rasantes "Kristallmassaker". Unterlegt von utopischer Musik erfahren hier scheinbar klare Formen durch Filterungs- und Transformationsprozesse scheinbar ohne Ende reizvolle neue Konstellationen.

Von Rainer Mutsch ist dagegen eine sehr reale, ebenfalls von Hablik inspirierte, zwischen kristallinem Lichtobjekt und imaginärer Ideenlandschaft angesiedelte Installation zu sehen.

Interaktive Reisen ins nowhere bietet schließlich die Gruppe friendship in ihrer multimedialen Videoinstallation an. Sie lädt zu einem Flug durch kristalline Räume der unterschiedlichsten Art ein, vorbei an gläsernen dekonstruktivistischen Architekturen hinein in kristalline Schluchten und suggestive Strudel.

aut. architektur und tirol, Lois-Welzenbacher-Platz 1, Innsbruck; bis 22. April, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 21 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr

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Autor: Von E. Schlocker
Quelle: TT
 
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