Mo,
5.11.2001
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KOMMENTAR
Der
Pionier Gottfried Bechtold
VON CHRISTA DIETRICH
Der Künstler Flatz hatte etwas mehr Glück oder wie
immer man das benennen mag. Er wurde in Feldkirch zwar aus einer
Ausstellung geschmissen und inhaftiert, weil er sie im Rahmen einer
Performance mit einer Tüte über dem Kopf betrat. Als er 1992 an der
nur im Fünfjahresrhythmus stattfindenden Weltkunstschau "documenta"
in Kassel teilnahm, war das Klima in Vorarlberg endlich so offen,
dass man hierzulande davon immerhin entsprechend interessiert Notiz
nahm.
Gottfried Bechtold zählte hingegen zu den Pionieren.
Auch ihn verbindet ein unangenehmes Erlebnis mit Feldkirch, wo man
eine seiner Werkserien, in der er sich mit dem Akt auseinandersetzt,
selbst aus einer Aktausstellung entfernte, also Zensur übte. Dass er
an der "documenta" und dazu noch an einer bahnbrechenden teilnahm,
das wussten nicht viele. Wollten es vielleicht gar nicht wissen,
denn zwei Jahrzehnte später wurde man selbst von Leuten, die im
Vorarlberger Kunstbetrieb tätig sind, noch gefragt, ob Bechtold nun
wirklich in Kassel war, oder ob das alles nur ein Gerücht sei.
Wie peinlich die Vorarlberger Verhältnisse auch immer
sind, gerade jetzt erinnert man sich international gerne an jene
"documenta" des Jahres 1972 von Harald Szeemann und an seine
"Befragung der heutigen Bildwelten". Kassel bietet dazu (einige
Monate vor der neuen "documenta") eine Ausstellung, und die Generali
Foundation in Wien hat gerade die Protokolle zu Bechtolds
"documenta"-Arbeit "110 Tage Anwesenheit in Kassel" aufgekauft und
ausgestellt.
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