Kunstdebatte mit Wurm
standpunkt M it Gurkerl – oder lieber ohne? Wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht, birgt diese Frage verständlicherweise mehr Konfliktstoff als beim Garnieren einer Wurstsemmel. Über Geschmack lässt sich aber in beiden Fällen ausgiebig und ergebnislos streiten. Bleiben wir stattdessen bei den Fakten: Die Salzburg Foundation will zum Abschluss ihres Projektes drei Werke österreichischer Künstler im öffentlichen Raum aufstellen. Unter anderem will Erwin Wurm fünf in Bronze gegossene Gurkenskulpturen im Festspielbezirk platzieren. Dass Ablehner lang vor der Präsentation reflexartig „Provokation!“ und „Skandal!“ rufen, ist im letzten Jahr des Langzeitprojektes keine Überraschung mehr. Dass der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum sein Veto einlegt, ist hingegen neu. Die Bedenken richten sich aber nicht gegen das Vorhaben an sich, sondern stellen recht differenziert die Wahl der Standorte oder – wie bei Wurms Gurkenskulpturen – die Lebensdauer der auf Ironie bauenden Idee zur Diskussion.
Wenn die aktuell geschürte Aufregung um die „geschmacklosen“, weil nicht in Essig gelegten, sondern in Bronze gegossenen Skulpturen also eines zeigt, dann nur, dass der Beirat seine Aufgabe erfüllt und Kritik mit dem Ziel konstruktiver Lösungen übt. Ob die Wurm-Gurken je den Kultstatus der Mozartkugel erreichen, kann aus jetziger Perspektive kaum beurteilt werden. Stephan Balkenhols Kugel auf dem Kapitelplatz hat es hingegen längst zum offiziellen Werbesujet für Salzburg geschafft.