Bundesmuseenwerden zurFrauensache
Mumok-Direktorin Karola Kraus folgt Edelbert Köb als Leiterin des Museums der Moderne Wien.
ERNST P. STROBL Wien (SN). Es war erneut eine einsame Personalentscheidung. Claudia Schmied (SPÖ), Kulturministerin, zauberte quasi am Montag die Nachfolgerin von Edelbert Köb als Leiterin des Museums Moderner Kunst aus dem Zylinder. Aber sogar Schmieds eifriger Kritiker, der Mumok-Kuratoriumsvorsitzende und Grünpolitiker Wolfgang Zinggl, nahm Schmieds Entscheidung für Karola Kraus, Direktorin der Kunsthalle Baden-Baden, positiv zur Kenntnis, obwohl er sich gewünscht hätte, mehr eingebunden gewesen zu sein.
Durch Karola Kraus, die seit 2006 die Staatliche Kunsthalle im Nobelkurort Baden-Baden leitet, werden nunmehr die Männer in den Museums-Chefetagen – Peter Noever (MAK), Klaus Albrecht Schröder (Albertina) sowie Bernd Lötsch bzw. dessen Nachfolger Christian Köberl (Naturhistorisches Museum) – zur Minderheit. Kraus verstärkt das Damenquartett der Bundesmuseumsleiterinnen Gabriele Zuna-Kratky (Technisches Museum), Johanna Rachinger (Nationalbibliothek) und Agnes Husslein (Belvedere) sowie Sabine Haag, die 2009 von Schmied zur Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums bestellt wurde. „Karola Kraus ist eine hervorragende Entscheidung für das Mumok“, lobte sich Schmied am Montag für die Entscheidung selbst. „Ich freue mich, dass ich eine in der internationalen Kunstszene vernetzte und hoch angesehene Persönlichkeit für die zukünftige Leitung gewinnen konnte.“
Karola Kraus ist derzeit in Baden-Baden mit den Vorbereitungen für die neue Ausstellung des Künstlers Stefan Müller beschäftigt, wird aber am 5. Mai in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kulturministerin Schmied erste programmatische Eckpunkte ihrer Direktion präsentieren. In ihrer ersten schriftlichen Stellungnahme nannte sie das Mumok „ein in Stadt und Region verankertes Diskussions- und Präsentationsforum für zeitgenössische Kunst und Kultur, eine Forschungs- und Ideenwerkstatt mit überregionaler und internationaler Ausstrahlung – seit seiner Gründung am Puls der Zeit und der jeweils aktuellen Kunst und Kultur verpflichtet“. Und weiter: „Mein Ziel ist es, mit dem progressiven Team des Mumok und meiner eigenen Dynamik diesen Ruf in Zukunft weiter auszuarbeiten.“
Karola Kraus wurde 1961 als Tochter der Sammlerfamilie Grässlin, die regen Umgang mit Künstlern pflegte, in St. Georgen im Schwarzwald geboren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Literatur und Archäologie in Stuttgart und München arbeitete sie u. a. als Assistentin bei der Großausstellung „Metropolis“ in Berlin. Von 1996 bis 1998 war sie die persönliche Mitarbeiterin der Fotokünstlerin Katharina Sieverding. 1999 übernahm sie die Leitung des Kunstvereins Braunschweig. Seit 2006 ist sie Direktorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Beim „Sturm“ auf das Mumok in Wien setzte sich Karola Kraus gegen 32 weitere Mitbewerber durch.