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„Raubkunst-Polizei“: Wilde Gerüchte um Klimt-Rückgabe

Bild vergrößern „Raubkunst-Polizei“: Wilde Gerüchte um Klimt-Rückgabe

Letzte Prüfungen des Klimt-Bilds „Ria Munk“  Bild: Lentos

Gefährlich nahe an der Eskalation war anscheinend die Lage im Restitutionsfall des millionenschweren Klimt-Gemäldes „Frauenbildnis“ (auch „Bildnis Ria Munk“) - eines Hauptwerks aus der Sammlung des Linzer Kunstmuseums Lentos.

„Wir werden es wahrscheinlich nicht halten können“, sagte der Linzer Bürgermeister Dobusch auf die aktuelle Anfrage der OÖN, wie es mit dem rund 15 Millionen Euro „schweren“ Klimt-Gemälde weitergehen werde: „Aber die lange, intensive Prüfung der Sachlage ist angesichts des Wertes dieses Bildes auch unbedingt notwendig.“

Beinahe hätte diese über frühere Jahrzehnte teilweise grob verschlampte Prüfung die derzeit von manchen ausländischen Medien ohnehin in das rechte Eck geprügelte Kulturhauptstadt einer internationalen Schande ersten Ranges ausgesetzt.

Hat mit Linz nichts zu tun

In der Szene gab es zuletzt wilde Gerüchte, dass sogar Aktionen geplant seien wie im Rahmen der Rückgabe-Ermittlungen rund um das Leopold Museum. In diesem Zusammenhang tauchte auch der abstruse Begriff „Raubkunst-Polizei“ auf.

„Ein völliger Blödsinn! So etwas gibt es nicht“, verlautete auf OÖN-Anfrage die Israelitische Kultusgemeinde in Wien, die im Jahr 2008 mit den Spruchbändern „Raubkunst Tatort“ kurzfristig das Leopold Museum gesperrt hatte: „Das war damals eine gezielte Aktion gegen Herrn Leopold.“

Die Situation in Linz habe damit überhaupt nichts zu tun: „Linz soll jetzt in Ruhe das doch recht umfangreiche Gutachten durcharbeiten.“

143 Seiten

Michael John – jener Historiker, den die Stadt Linz beauftragt hatte, dieses Gutachten anzufertigen – hatte im OÖN-Interview Mitte Februar ebenfalls auf die hohe Wahrscheinlichkeit einer Restitution dieses Bildes hingewiesen: „Es ist ziemlich viel an Evidenz da. Und es ist ja nicht die Schuld der Erben, dass die Beweiskette verschüttet ist. Die haben sich schließlich schon 1947 um Restitution bemüht.“

Bereits vor zehn Jahren hatte der damals damit befasste Leiter des Historischen Archivs der Stadt Linz, Walter Schuster, (wie im Archiv der Stadt Linz nachzulesen) in seiner umfassenden Dokumentation über die Sammlung Wolfgang Gurlitt (der Grundstock des Lentos) geschrieben, dass das Klimt-Bild „verdächtig“ sei und umgehend überprüft werden sollte.

Michael John gestern zu den OÖN: „Am 18. März habe ich in Anwesenheit von Vertretern der Kultusgemeinde Wien dem Bürgermeister das umfangreiche Gutachten überreicht. Es umfasst insgesamt 143 Seiten samt Anhang.“ Vor dem endgültigen Prüfungsergebnis der Stadt wolle John über Inhalte daraus noch nichts sagen, doch „wenn Ihnen Dobusch sagt, dass das Bild wahrscheinlich nicht in Linz zu halten sei, dann stimme ich ihm zu.“

Termin Ende April

Laut Dobusch sei abschließend noch der Name jenes Erben eingeholt worden, der einen Anspruch auf das Gemälde aus dem Lentos gestellt hatte. Die Abwicklung dieses Restitutionsfalles läuft nun über den Linzer Magistratsdirektor Erich Wolny. Eine Prognose wollte Wolny gestern jedoch noch nicht abgeben, denn damit würde der „diffizilen Sachlage nicht Genüge“ getan. Auch gebe es keine letzte Klarheit, „aber die hat es bei jenen Bildern, die wir 2002 restituiert haben, auch nicht gegeben.“ Als Termin für eine endgültig formulierte Entscheidung werde jedenfalls die Gemeinderatssitzung Ende April angepeilt.

Die Logik, die sich aus diesem Herumeiern rund um diverse Wahrscheinlichkeiten ergibt, wird somit wohl in keine rechtlich hundertprozentige, aber – wie in Linz jedenfalls während der letzten Jahre in dieser Thematik üblich – in eine menschlich/historisch tausendprozentig korrekte Lösung münden.

Lesen Sie dazu auch den Gastkommentar auf dieser Seite.

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