Galerie Krinzinger, 1010 Wien, Seilerstätte 16. Bis 16. 1.
"Minipigs
in Space" hieß die erste Ausstellung des norwegischen Künstlers Bjarne
Melgaard in der Galerie Krinzinger. Seine zweite Solopräsentation ist
mit "Chickenhawk" nicht minder originell, aber in Bezug auf die
Vorstellungen und Wünsche des Künstlers doch um einiges
aufschlussreicher betitelt.
In der Umgangssprache der amerikanischen und britischen Schwulenszene bezeichnet der Ausdruck "Chickenhawk" einen älteren Mann, der auf jüngere Partner steht. Wie das mit der Ausstellung zusammengeht, erfährt man, wenn man das Romanfragment liest, das in einem der beiden Galerieräume mit Skalpellen an die Wand gepinnt ist.
Melgaard erzählt darin von den sexuellen Wünschen und Eskapaden eines Protagonisten, dessen Innenleben auch die gesamte Rauminstallation reflektiert: Zwischen hunderten Abbildungen aus Schwulenmagazinen oder Skulpturen mit vielsagenden Namen wie "Cock Monster" liegen auch die Kleider des Mannes, hinter dem man aufgrund der vielen medizinischen Behelfsinstrumente auch einen Serienmörder vermuten könnte. Dem Künstler geht es um die Spannung zwischen der menschlichen Triebhaftigkeit und der Gesellschaft, die diese zu kontrollieren versucht.
Dass die Triebe damit allerdings noch lange nicht ausgemerzt sind, sondern in Akten der Selbstzerstörung wieder zum Vorschein kommen, macht der Künstler im zweiten Raum der Galerie deutlich, der im Zeichen der Dialyse (Blutreinigung) und Katharsis steht: Zu sehen ist eine Reihe großformatiger, bunter Gemälde, auf denen naiv abstrahierte Körper, aber auch mit Penissen ausgestattete Tiere mit Schläuchen verkabelt sind.
"Being an artist and exhibiting your work is like asking to be raped - you are showing yourself completely", meinte Bjarne Melgaard einmal, der in der Ausstellung in der Tat einiges aus sich selbst herausgeholt hat.
Dass der Künstler im selben Raum der Galerie Krinzinger auch mit eigenen Stoffentwürfen fein säuberlich überzogene Möbel von Friedrich Kiesler präsentiert, macht aber auch deutlich, dass Bjarne Melgaard sich in der (Kunst-)Welt nicht nur triebhaft, sondern durchaus auch sehr kalkuliert orientiert. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2008)