MEINUNG
Neue Köpfe in der Kultur
VON WALTER FINK
Wir werden umlernen
müssen. Manch eingespielte, vielleicht auch lieb - weil gewohnter,
damit einfacher - gewordene Abläufe sind neu zu hinterfragen. Denn die
politischen Köpfe in der Kultur haben gewechselt. Überall. In Bund und
Land. Und mit ihnen natürlich auch manche, die hinter den Mächtigen der
Kulturpolitik stehen. Nicht so sehr im Land, im Bund werden wir das
aber vermutlich noch erleben. Das kann mühsam sein, weil manches im
Laufe der Jahre auch schon ein wenig zur Routine geworden war, weil man
wußte, mit wem man es zu tun hatte, weil man die Dinge und die
handelnden Personen aufgrund längerer Zusammenarbeit auch einschätzen
konnte. Man kannte die Vorlieben jener, die die Entscheidungen zu
treffen hatten - und darauf konnte man auch eingehen. Das ist nun
vorbei. Wir - damit meine ich all jene, die in der Kultur stehen -
werden neu nachdenken müssen, werden neue Wege suchen müssen, um mit
den neuen Köpfen in der Kulturpolitik zurecht zu kommen. Das kann
vielleicht etwas mühsam werden, denn den meisten von uns ist doch
angenehm, wenn wir uns auf längst ausgetrampelten Pfaden bewegen
können, wenn wir wissen, wo die Steine im Weg liegen könnten. Das
könnte auch bei manchen mit Ängsten verbunden sein. Denn die Neuen in
der Kulturpolitik sind noch nicht einschätzbar, man weiß noch nicht
wirklich, was ihnen wie wichtig ist. Bei den "Alten" hatte sich das
alles eingependelt, da waren im Laufe der Jahre Bekanntschaften, in
manchen Fällen auch Freundschaften entstanden, da sind die Wege unter
Umständen im Laufe der Jahre einfacher, weil üblich geworden. Das aber
ist alles Vergangenheit, in nahezu allen Bereichen der Kulturpolitik.
Das könnte aber doch auch spannend werden. Denn neue Köpfe bedeuten
auch neue Überlegungen, neue Herausforderungen, das Befassen mit neuen
Ideen und wohl auch - wie in der Politik üblich - mit neuen Taktiken. In Vorarlberg hat
sich der neue Kulturreferent Markus Wallner, der Nachfolger von
Hans-Peter Bischof, überraschend schnell eingeführt. Er hat in den
letzten Wochen - klugerweise - versucht, mit möglichst vielen Künstlern
und Veranstaltern ins Gespräch zu kommen, hat weniger eigene Meinung
eingebracht als vielmehr die Meinung der anderen angehört, also sich
ein Bild der ihm bis vor kurzem eher fremden Szene gemacht. Er hatte
einen guten Start - die Reaktionen in der Kunst dieses Landes scheinen
überwiegend positiv, wenn auch manchmal noch abwartend. Die wirkliche
Bewertung aber wird natürlich erst nach längerer Amtszeit erfolgen. Die Nachfolgerin
von Kunststaatssekretär Franz Morak, Claudia Schmied, immerhin im
Ministerrang, wenn auch nicht "reine" Kunstministerin, ist ein
vollkommen unbeschriebenes Blatt, sie entzieht sich damit jeder
Einschätzung. Wenn auch anzumerken ist, daß sie im Osten Österreichs -
so zeigen jedenfalls Umfragen bei Kulturmenschen - durch ihre
Vorstandstätigkeit bei den Wiener Symphonikern oder bei den Salzburger
Festspielen schon einen gewissen Ruf hat. Das aber zeichnet sie eher
als Kunstliebhaberin, noch nicht als Kulturpolitikerin aus. Man kann
ihr aber in jedem Fall zugute halten, daß ihre ersten Statements zur
neuen Aufgabe klug waren. In beiden Fällen,
in Vorarlberg und im Bund, haben wir es nun mit einer neuen Generation
von Politikern zu tun, mit Menschen, die aus der Organisation, aus dem
Management kommen. Das wird in der Kultur oft als bedrohlich empfunden,
weil man diesen Menschen meist mehr Sinn für Macht als für kulturelle
Emotion zugesteht. Aber seien wir da vorsichtig - schon öfter wurden
wir in dieser Einschätzung getäuscht. Seienwir aber auch aufmerksam in
der Beobachtung der neuen Köpfe in der Kultur. Denn in absehbarer Zeit
wollen wir überprüfen können, daß die Wahl, die auf sie gefallen ist,
eine gute war. Ansonsten müßten wir uns wieder zu Wort melden. * * *
Die Meinung des Gastkommentators muss
nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint
sie in der alten Rechtschreibung.
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