VN Sa, 13.1.2007

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Kultur 

MEINUNG

Neue Köpfe in der Kultur

VON WALTER FINK

Wir werden umlernen müssen. Manch eingespielte, vielleicht auch lieb - weil gewohnter, damit einfacher - gewordene Abläufe sind neu zu hinterfragen. Denn die politischen Köpfe in der Kultur haben gewechselt. Überall. In Bund und Land. Und mit ihnen natürlich auch manche, die hinter den Mächtigen der Kulturpolitik stehen. Nicht so sehr im Land, im Bund werden wir das aber vermutlich noch erleben. Das kann mühsam sein, weil manches im Laufe der Jahre auch schon ein wenig zur Routine geworden war, weil man wußte, mit wem man es zu tun hatte, weil man die Dinge und die handelnden Personen aufgrund längerer Zusammenarbeit auch einschätzen konnte. Man kannte die Vorlieben jener, die die Entscheidungen zu treffen hatten - und darauf konnte man auch eingehen. Das ist nun vorbei. Wir - damit meine ich all jene, die in der Kultur stehen - werden neu nachdenken müssen, werden neue Wege suchen müssen, um mit den neuen Köpfen in der Kulturpolitik zurecht zu kommen.

Das kann vielleicht etwas mühsam werden, denn den meisten von uns ist doch angenehm, wenn wir uns auf längst ausgetrampelten Pfaden bewegen können, wenn wir wissen, wo die Steine im Weg liegen könnten. Das könnte auch bei manchen mit Ängsten verbunden sein. Denn die Neuen in der Kulturpolitik sind noch nicht einschätzbar, man weiß noch nicht wirklich, was ihnen wie wichtig ist. Bei den "Alten" hatte sich das alles eingependelt, da waren im Laufe der Jahre Bekanntschaften, in manchen Fällen auch Freundschaften entstanden, da sind die Wege unter Umständen im Laufe der Jahre einfacher, weil üblich geworden. Das aber ist alles Vergangenheit, in nahezu allen Bereichen der Kulturpolitik. Das könnte aber doch auch spannend werden. Denn neue Köpfe bedeuten auch neue Überlegungen, neue Herausforderungen, das Befassen mit neuen Ideen und wohl auch - wie in der Politik üblich - mit neuen Taktiken.

In Vorarlberg hat sich der neue Kulturreferent Markus Wallner, der Nachfolger von Hans-Peter Bischof, überraschend schnell eingeführt. Er hat in den letzten Wochen - klugerweise - versucht, mit möglichst vielen Künstlern und Veranstaltern ins Gespräch zu kommen, hat weniger eigene Meinung eingebracht als vielmehr die Meinung der anderen angehört, also sich ein Bild der ihm bis vor kurzem eher fremden Szene gemacht. Er hatte einen guten Start - die Reaktionen in der Kunst dieses Landes scheinen überwiegend positiv, wenn auch manchmal noch abwartend. Die wirkliche Bewertung aber wird natürlich erst nach längerer Amtszeit erfolgen.

Die Nachfolgerin von Kunststaatssekretär Franz Morak, Claudia Schmied, immerhin im Ministerrang, wenn auch nicht "reine" Kunstministerin, ist ein vollkommen unbeschriebenes Blatt, sie entzieht sich damit jeder Einschätzung. Wenn auch anzumerken ist, daß sie im Osten Österreichs - so zeigen jedenfalls Umfragen bei Kulturmenschen - durch ihre Vorstandstätigkeit bei den Wiener Symphonikern oder bei den Salzburger Festspielen schon einen gewissen Ruf hat. Das aber zeichnet sie eher als Kunstliebhaberin, noch nicht als Kulturpolitikerin aus. Man kann ihr aber in jedem Fall zugute halten, daß ihre ersten Statements zur neuen Aufgabe klug waren.

In beiden Fällen, in Vorarlberg und im Bund, haben wir es nun mit einer neuen Generation von Politikern zu tun, mit Menschen, die aus der Organisation, aus dem Management kommen. Das wird in der Kultur oft als bedrohlich empfunden, weil man diesen Menschen meist mehr Sinn für Macht als für kulturelle Emotion zugesteht. Aber seien wir da vorsichtig - schon öfter wurden wir in dieser Einschätzung getäuscht. Seienwir aber auch aufmerksam in der Beobachtung der neuen Köpfe in der Kultur. Denn in absehbarer Zeit wollen wir überprüfen können, daß die Wahl, die auf sie gefallen ist, eine gute war. Ansonsten müßten wir uns wieder zu Wort melden.

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Die Meinung des Gastkommentators muss

nicht mit jener in der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint

sie in der alten Rechtschreibung.




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