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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
25. Juli 2005
15:27 MESZ
Bildhauer Franz Weissmann 93-jährig gestorben
Gebürtiger Knittelfelder emigrierte 1924 und zählte zu bekanntesten Bildhauern Brasiliens - Vertreter der so genannten Neo-Konkretistischen Bewegung

Wien/New York/Rio de Janeiro - Der 1911 in Knittelfeld (Steiermark) geborene Bildhauer Franz Weissmann ist tot. Weissmann, der 1924 mit seiner Familie nach Sao Paolo auswanderte, starb bereits vergangene Woche im Alter von 93 Jahren in Rio de Janeiro, berichtet die "New York Times" am Montag.

Weissmann war der letzte Vertreter der so genannten Neo-Konkretistischen Bewegung der frühen 60er Jahre. Seine geometrischen, monumentalen Metallskulpturen in leuchtenden Farben waren in Brasilien in großen Museen und im öffentlichen Raum präsent. Außerhalb Brasiliens stellte Weissmann unter anderem in der Londoner Tate Gallery, im Guggenheim Museum in New York und auf der Biennale in Venedig aus.

Ab 1939 Kunsthochschule von Sao Paolo

Weissmann schrieb sich 1939 an der Kunsthochschule von Sao Paolo ein, verließ sie aber bald, um sich autodidaktisch und beim polnischen Bildhauer August Zamoyski weiterzubilden. Zuvor hatte er gemeinsam mit seinem Bruder die Karosseriefabrik seines Vaters übernommen. Dort richtete er später sein Atelier ein und verwendete die Metallabfälle für seine Skulpturen. In seiner Arbeit entfernte der Künstler sich zunehmend von der Figuration. 1948 zog er nach Belo Horizonte und gründete eine Schule für zeitgenössische Kunst.

Künstlerbewegung "Grupo Frente"

In den 50er Jahren schloss er sich der avantgardistischen Künstlerbewegung "Grupo Frente" an, die sich der Abstraktion verschrieb. Ende der 50er Jahre zählte er zu den Mitbegründern der Neo-Konkretistitschen Gruppe, die unter anderem die Einbeziehung und Mitwirkung des Betrachters am Kunstwerk zum Ziel hatte. So ließ er etwa auf Ausstellungen Schilder mit der Aufforderung "Bitte berühren" anbringen oder entwarf mehrteilige Skulpturen, deren Arrangement spielerisch verändert werden konnte. Die Gruppe löste sich bereits zwei Jahre später auf, doch ihr Einfluss auf die Avantgarde Brasiliens war noch jahrzehntelang spürbar.

1957 wurde Weissmann, der 1956 die brasilianische Staatsbürgerschaft erworben hatte, auf der 4. Internationalen Biennale von Sao Paolo als Bester Nationaler Bildhauer prämiert. In Österreich sind die Arbeiten des Künstlers, der einen Sohn und eine Tochter hinterlässt, so gut wie unbekannt. (APA)


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