Salzburger Nachrichten am 06. September 2003 - Bereich: kultur
Der Code macht die Kunst

Heute, Samstag, beginnt in Linz wieder das Festival der Medienkunst "Ars electronica". Sein Leiter Gerfried Stocker im Gespräch.

LINZ (SN, APA).

"Mit Medienkunst kann man gut bluffen", der Unterschied zwischen technischer Spielerei und künstlerischer Intention ist zuweilen nicht leicht zu erkennen: Kritisch auch gegenüber seiner ureigensten Thematik zeigt sich der Leiter des Linzer Ars electronica Centers, Gerfried Stocker, im Gespräch mit der APA.

Punkten will man im öffentlichen Raum mit der "wahrscheinlich größten Computertastatur der Welt", die das diesjährige Festivalthema, "Code", anspricht. An der Fassade der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung wird das Riesenkeyboard in Kletterwandgröße errichtet um höchst unterschiedliche Expertengruppen zur Zusammenarbeit zu animieren. Zwei "Kenntnis-Eliten", die Extrem-Sportler und die Programmierer, müssen beim "Teleklettergarten" kooperieren, um Code zu erschaffen, so Stocker.

Das diesjährige Arselectronica-Festival (6. bis 11. 9.) wird sich mit "Code" als universelle Sprache der Informationsgesellschaft auseinandersetzen, mit der "Omnipotenz" dieser Technologie, die den Computer als Werkzeug "gleicherma-ßen für Business, Kriegsführung, Unterhaltung und Kunst" einsetzt.

Medienkunst führt ein Nischendasein

Ein großer Schwerpunkt gelte dem digitalen Code als neuem Werkstoff der Kunst. "Kunst wird nicht mehr einfach erschaffen, sondern programmiert." Dass die Medienkunst innerhalb der Nische "zeitgenössische Kunst" selbst noch ein Nischendasein führt, habe sicher auch den Grund, dass "diese oft sehr experimentell und damit nicht leicht konsumierbar" ist, meinte Stocker. Weiters herrsche auch "insbesondere in Österreich eine allgemeine Skepsis den neuen Medien gegenüber. Die Österreicher sind an der digitalen Revolution nicht sehr interessiert".

"Es wird noch einige Jahre dauern, bis beim breiteren Publikum die Hemmschwelle ganz abgebaut ist." Dennoch: Die "Gettoisierung" der Medienkunst ist vorüber, es hat eine "unheimliche Durchdringung" der traditionellen Kunstwelt durch die digitalen Kunsterzeugnisse gegeben, so Stocker. Eine Plattform soll die Ars electronica auch der Diskussion der gesellschaftspolitischen Aspekte der technologischen Entwicklung bieten. "Code" als Gesetz, Kunst und Leben wird in den Kunstprojekten, dem Symposium und den weiteren Begleitveranstaltungen debattiert. Die Programmierbarkeit des Lebens durch die Entschlüsselung des genetischen Codes etwa sei "keine Frage mehr des ,ob' oder des ,wann', sondern vor allem, unter welchen Rahmenbedingungen dies stattfinden wird".

Im Internet unter www.aec.at