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Hauptausgabe vom 13.06.2003 - Seite 009
LANDESGALERIE: "Archetypen" zeigen das Verhältnis von Gegenwartskunst und Antike

Die alten Spuren führen ins Heute

VON FRANZ SCHWABENEDER

In blutrot und mit enormer malerischer, dynamischer Gestik sind Ecke und Ausgangsbereich des hohen klassizistischen Raums bepinselt, kapitellbewehrte Säulen sind umhüllt: eine Kunstraum-Erinnerung, als wär's ein verwehtes Zitat aus römisch-imperialen Tagen. Der oberösterreichische Künstler Sery C. hat sich auf seine kraftvoll gestaltende Weise in der heimischen Landesgalerie zu Wort gemeldet. Es ist sein Beitrag zu einer Ausstellung, in die Galeriechef Martin Hochleitner sein Herzblut investiert hat: Zum Großprojekt des Landesmuseums "Worauf wir stehen. Archäologie in Oberösterreich" ist im Haus die Ausstellung "Archetypen -Êzum Verhältnis von Gegenwartskunst und Antike" bis zum 31. August angesiedelt.

Die Kunst des Altertums, der "alten" Ägypter, der "alten" Griechen, der "alten" Römer, hat die Kultur- und Zivilisationsgeschichte nachhaltig begleitet. Die Begeisterung der Renaissance, die Idealisierung durch Johann Joachim Winckelmann spiegeln diese Faszination und Auseinandersetzung. Die zitierenden, kommentierenden und reflektierenden Verweise auf die Antike sind bis in die Gegenwartskunst nicht abgeklungen.

Mit seinem Konzeptteam hat Martin Hochleitner in der Oberetage der Landesgalerie 15 Positionen aus Europa und den USA versammelt, um das aktuelle Verhältnis der Kunst zur Antike aufzuzeigen: in den bestechenden großformatigen Fotos von Stéphane Couturier zur Ausgrabungssituation beim Forum Romanum zum Beispiel, in den ironisch-hinterfotzigen Pompeij-Szenarien der Amerikanerin Eleanor Antin oder in den verblüffenden Arbeiten des deutschen Künstlerduos LawickMüller, die das antike Schönheitsideal mit Gesichtern junger Menschen verschmelzen lassen.

Zwei Arbeiten greifen diese Symbiose aus Antike und Gegenwart in bestechender Weise auf. Auf einer Nirosta-Stellage platziert Christoph Steinbrener Gipsabgüsse seines eigenen Kopfes, die jedoch "fremde" Gesichter von Menschen tragen, die ihn persönlich oder künstlerisch begleitet haben. Und der Gmundner Thomas Sturm präsentiert eine "Porträt- und Ahnengalerie" mit den Gesichtern als gemalte "Masken".

Dokumentierte Zeichnungen von Roms imperialen Schurken stellt Dietmar Brehm in seiner Serie "29 römische Kaiser" vor, bei Nobert W. Hinterberger mutiert die Laokoon-Gruppe zur Brunnenfigur und Bacchus zur Weinreklame, Elmar Trenkwalder baut schwere, opulente Rahmen um mystische, Stilepochen zitierende Grafikblätter. Hans Gsaller wiederum, Weltenwanderer zwischen Wort und Bild, hat eine hinreißende ironische Abwandlung der früheren Bemühungen um die Entzifferung der Hieroglyphen gefertigt.

Ein Ausschnitt nur aus dem Reichtum der Schau, die gefälligst besucht gehört, um sie in ihrer Ganzheit zu erfassen. Worüber außerdem der feine und textlich hochkarätig informative Katalog Auskunft gibt (erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz, 16 Euro).

"Antikenarrangeur" Sery C. (links) und eine hinterfotzige Pompeij-Szenerie von Eleanor Antin. Fotos: Nöbauer/R. Feldman FA Inc., NY

Durch die Geschichte

Archäologie in Eferding, in Wels und für alle Kinder

Dem oberösterreichischen Ausstellungsgroßprojekt "Worauf wir stehen" haben sich in wirklich begeisternder Weise Institutionen im ganzen Bundesland angeschlossen. Am Mittwoch, 18. Juni, 18 Uhr, wird in der Bauhütte Leitl-Werke in Eferding die Ausstellung "Ziegelstempel römischer Legionen" eröffnet (bis 27. August). Und am Dienstag, 17. Juni, 18.30 Uhr, heißt es im Stadtmuseum Wels Minoritengebäude "geRETTET". Präsentiert werden hier Fundstücke aus allen Epochen, die bei Notgrabungen und Bauarbeiten geborgen werden konnten (bis 26. Oktober).

Hübsch illustriert (Nico Schörgendorfer), verständlich und kurzweilig geschrieben: Auf diese Weise will das in der Bibliothek der Provinz erschienene Heft "Penelope -ÊDie kleine Archäologin" (9 Euro) die jungen Leute in das Abenteuer der archäologischen Forschung einweihen.


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