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Kunstberichte
Die achte Art Karlsruhe öffnet mit mehr als 1600 Künstlern bis Sonntag ihre Pforten

Zwischen Schweinekopf und offiziellem Papst-Porträt

Michael Triegels Papst-Bild ist nicht der einzige Publikumsmagnet auf der Karlsruher Kunstmesse. Foto: Jürgen Rösner

Michael Triegels Papst-Bild ist nicht der einzige Publikumsmagnet auf der Karlsruher Kunstmesse. Foto: Jürgen Rösner

Von Joachim Lange

Aufzählung 212 Galerien mit mehr als 1600 Künstlern zeigen bis 13. März ihr Oeuvre.
Aufzählung In allen Preislagen für clevere Sammler.

Karlsruhe. Diesmal ist sogar Papst Benedikt XVI. auf der gerade eröffneten, achten Art Karlsruhe vertreten. Zumindest als offizielles Papst-Bild von Michael Triegel. Für die 212 überwiegend deutschen Galeristen (aus Wien ist etwa erstmals Ernst Hilger dabei) und ihre mehr als 1600 Künstler ist Karlsruhe zu einer festen Größe geworden.

Der kostenlose Shuttlebus vom Bahnhof zum Messegelände dürfte kaum leer bleiben, die Werbung ist allgegenwärtig. Im letzten Jahr verzeichnete man beachtliche 43.000 Besucher.

Kein Starrummel oder negative Publicity

Trotz mehr als 300 Bewerbern will man quantitativ gar nicht mehr expandieren. Sicher, für die mächtigen Trendsetter der Szene bleiben im Frühjahr die Art Cologne und dann im Herbst das art forum berlin noch immer die deutschen Pflichttermine. Um dann, im Juni, einen der heiß umkämpften Stände auf der wichtigsten Kunstmesse der Welt in Basel zu ergattern. Was gerade für einigen Wirbel sorgt, weil die Jury ausgerechnet den erfolgreichen Galeristen des deutschen Malerstars Neo Rauch, Gerd Harry

Lybke ausgeschlossen hat. Was zum Eigentor für Basel wird, weil nun Köln in vier Wochen mit der ersten Neo-Rauch-Plastik aufwarten kann.

Aus solcher Art von Starrummel und negativer Publicity hält sich Kurator Ewald Karl Schrade mit seiner Art Karlsruhe heraus. Hier gibt man sich bodenständig, hier sind Preise, die in die Millionen gehen (Alfred Kirchners "Harem" hält mit über drei den Spitzenplatz), die Ausnahmen. Hier können clevere Sammler fündig werden, weil man bewusst mit den 20.000 präsentierten Werken für jeden Geldbeutel etwas bieten will. Das Papst-Bild ist natürlich nicht zu haben, aber dieses Auftragswerk macht sich für den Frankfurter Galerist Schwind gut als Hingucker. Auch wenn die allgegenwärtige sogenannte Neue Leipziger Schule hier nicht zu sehen ist, dominiert in der Malerei viel Gegenständliches unterschiedlichster Provenienz. Aber auch so eigensinnige, düster collagierende Künstler wie der Chemnitzer Michael Morgner (Galerie oben, Chemnitz) sind für manchen eine Entdeckung.

Überhaupt dominiert die Malerei. Zum publikumsfreundlichen Konzept der großzügig platzierten Kojen gehören aber auch die 19 Oasen für Skulpturen sowie eine Konzentration auf Fotokunst in einer der vier Messehallen. Die andernorts gehypte Medien- und Installationskunst ist hier die absolute Ausnahme. Für diese Konzentration spricht auch die Vergabe des Hans-Platschek-Preises an den Veteranen der einstigen neuen Wilden, Werner Büttner.

Neben marktgängiger Qualität, Dekorativem oder ironisch Gebrochenem findet sich natürlich auch hochkarätige ambitionierte Kunst, die im Gedächtnis bleibt. So wie Magdalena Jetelová (Galerie Angelika Harthan, Stuttgart). Die tschechische Aktionskünstlerin und Bildhauerin hat aus spektakulären Lasermarkierungen in archaischen und urbanen Landschaften eine beeindruckende Serie von Großfotos gemacht. Sie gehört in die Gruppe der Künstler aus der One-Artist-Show.

Wiener Schweinekopf auf Hometrainer

Im Rahmen dieses Ausstellungsprinzips haben die meisten der Galerien einen ihrer Künstler herausgestellt. Was nicht nur für die Künstler selbst eine feine Sache ist, sondern auch dem Besucher die Orientierung und den Überblick erleichtert. Eine interessante Idee ist auch der in diesem Jahr zum letzten Mal bestrittene sogenannte Berliner Block, bei dem es elf Berliner Galerien vom Berliner Senat ermöglicht wurde, in einer Gemeinschaftsausstellung ohne die üblichen Standgebühren Berliner Künstler zu präsentieren.

Auf dem Rundgang durch die vier Messehallen ist aber nicht nur der Papst ein Publikumsmagnet. Auch der lebensgroße Mann mit Schweinekopf auf dem Hometrainer der Wiener Künstlerin Deborah Sengl (Galerie Deschler, Berlin) dürfte es zu einiger Popularität bringen. Er erwies sich schon bei der Eröffnung als begehrtes Motiv für selbst geschossene Fotos der Besucher.

Link

Website Art Karlsruhe

 

Printausgabe vom Freitag, 11. März 2011
Online seit: Donnerstag, 10. März 2011 22:08:00

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