Museum für „modernes Klump“
HEDWIG KAINBERGER München (SN). Der Eingang ins neue Museum Brandhorst in München ist dreifach enthemmend. Erstens betritt man den Innenraum ohne Schwelle und durch eine Glaswand: auf gleicher Ebene, im gleichen Licht wie draußen. Zweitens ist der erste Eindruck: Hier ist ein Café. Und drittens ist da ein Buchladen.
Frei nach Bert Brecht betritt man also das neue Museum für moderne Kunst: Erst Essen und Konsum, dann Kunst. Diese intelligente, behutsame Architektur, die mit komplizierten Lichtspiegeln, -lamellen und -prismen ein Maximum an Tageslicht sicherstellt und die außen mit 36.000 Keramikstäben in 23 Farben umhüllt ist, stammt von den Berliner Architekten „Sauerbruch Hutton“.
Trotzdem sagte am Montag, dem Eröffnungstag des 48 Millionen Euro teuren Neubaus an der Ecke Türkenstraße/Theresienstraße, eine Münchnerin den SN, sie fürchte sich vor dem neuen Museum, weil da vermutlich „lauter modernes Klump“ drin sei.
„Klump“ ist das jedenfalls nicht, weil die Sammlung, die das Ehepaar Udo und Anette Brandhorst jahrzehntelang aufgebaut und der Stadt München unter der Bedingung überlassen hat, dafür ein Museum zu bauen, an die 100 Millionen Euro wert ist (also vergleichbar mit der Sammlung Leopold in Wien). Und „modern“ könnte man die Sammlung aus Kunst der zweiten Hälfte des 20. und des Beginns des 21. Jahrhunderts zwar nennen. Doch fürchten muss man sich keineswegs, weil in der Sammlung Brandhorst die bekanntesten der weltweit bekannten Künstler vertreten sind: wie Joseph Beuys, John Chamberlain, Eric Fischl, Damien Hirst, Alex Katz, Jannis Kounellis, Jeff Koons (siehe Bild) Mario Merz, Bruce Nauman und Gerhard Richter. Aus Österreich sind Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Günter Brus und Franz West dabei. Aus dem Bestand von 700 Werken hat Museumsdirektor Armin Zweite für die erste Schau 130 Werke ausgewählt. Nach dem Festakt am Montag ist das Museum Brandhorst – vorerst letzter Baustein im Münchner Museumsareal – von 21. bis 24. Mai (10 bis 22 Uhr) kostenlos zugänglich. Ab dann ist es als Filiale der Bayerischen Staatsgemäldesammlung so zu besichtigen wie Alte und Neue Pinakothek, Pinakothek der Moderne, Glyptothek und Antikensammlung.
Die Sammlung hat zwei Herzstücke, die in der Schau prächtig zur Geltung kommen: Die Werkgruppen der US-Künstler Andy Warhol und Cy Twombly sind die größten und bedeutendsten in Europa, die nun auch dauerhaft öffentlich ausgestellt sind.Internet: www.museum-brandhorst.de