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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
13. August 2008
20:03 MESZ

 
Galerie Nikolaus Ruzicska. Faistauergasse, 5020 Salzburg. Bis 30. 8.

Link:   www.ruzicska.com

 


 AES+F bannt ihre Kritik an Gewalt in ästhetische Monumentalbilder, angefüllt mit unverwundbaren jugendlichen Kriegern.


Blutleere Schlachten
Die russische Gruppe AES+F in der Salzburger Galerie Nikolaus Ruzicska

Fast von Steinen erschlagen, aber trotzdem ist kein Kratzer zu sehen. Das ist wie bei Herkules oder bei Giulio Romanos Giganten im Palazzo del Te. Oder, um die klassischen Helden nicht über Gebühr zu strapazieren, in Computerspielen. Da spritzt zwar Blut, seufzen die Helden kurz auf, aber Narben bleiben keine zurück.

In den gigantischen Schlachtengemälden (bis zu 170 x 510 cm) der russischen Künstlergruppe AES+F gibt es nichts davon: kein Blut, kein Schweiß, keine Tränen, die die Haut oder Designer-Camouflage-Ware der jugendlichen Krieger (aus der Serie Last Riot 2, 2005-2007) beflecken würde. Nichts verdunkelt die Mienen von Tätern wie Opfern, die sich in archaischen Posen in die postapokalyptischen Landschaften mit Versatzstücken aus Second Life und Disney World schmiegen. In Gleichgültigkeit vereint sind jene, die sie schwingen, und jene, die sie empfangen - die Samurai-Schwerter und Baseball-Schläger. Teilnahmslos gefangen in einer ideologie- und ethikfreien Seifenblase.

Mit dem Video zum Thema des "letzten Aufruhrs", das auf der Biennale Venedig 2007 Aufmerksamkeit erregte, schwangen sich die vier Russen, Tatjana Arzamasova, Lev Evzovitch, Evgeny Svyatsky und Vladimir Fridke, hinauf in die 100.000-Euro-Liga. Jetzt hängen die vom Großevent geadelten neun Quadratmeter-Schinken, digitale Prints von digitalen Collagen auf Leinwand, in den Prunkräumen der Max-Gandolph-Bibliothek (Neue Residenz), die Galerist Nikolaus Ruzicska zur Festspielzeit bespielt.

Eine guter Deal gegenseitiger Überhöhung: AES+F liefern Ersatz für anderswo an der Decke tummelnde Giganten. Die Säle bieten die architektonische und historische Klammer für die ästhetischen Panoramen und Tondi. Ihre Kritik an der Inszenierung von Gewalt erhält allerdings im Seriellen Risse. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.8.2008)

 

 

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