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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
22. April 2009
18:37 MESZ

Julie Hayward, "Äquilibration", Ausstellungsansicht mit "Pounding Flow", 2009.


Disparate Verkörperungen
"Äquilibration" titelt die Einzelausstellung von Julie Hayward bei Viktor Bucher, wo sie neben einer Fotoserie zwei neue, groß dimensionierte Objekte zeigt

Die beiden hybriden Gebilde vereinen organische Formen und Farben mit technoiden Strukturen und basieren auf Zeichnungen, die die Künstlerin in einer Art psychischem Automatismus generiert. 

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Es kommt nicht oft vor, dass man ähnlich seltsamen Skulpturen wie denen von Julie Hayward begegnet. Schwer einordenbar, erinnern sie an organische Formen oder auch Gebrauchsgegenstände, die man aus dem häuslichen Kontext kennt: Mit "Pounding Flow" könnte man beispielsweise eine Schatulle assoziieren, das der sicheren Aufbewahrung fragiler oder wertvoller Dinge dient, während einen die Skulptur "Äquilibration" an eine wirbelsäulenartige Prothese oder Struktur denken lässt. Vollkommen überdimensioniert, wirken beide Skulpturen trotz ihrer massiven Präsenz irgendwie unrund und in sich höchst fragil: "Pounding Flow" schwebt behäbig im Raum, und ein Teil von "Äquilibration" liegt am Boden, vom Rest der aufeinandergestapelten "Wirbeln" entfernt.

Während sich die Künstlerin früher immer wieder Freud'scher Begrifflichkeiten bediente, um eine Fährte zu ihren skulpturalen Manifestationen "innerer Spannungszustände" zu legen, bringt sie diesmal mit "Äquilibration" einen Begriff der Pädagogik ins Spiel: Vom Entwicklungspsychologen Jean Piaget geprägt, bezeichnet dieser die Aufhebung eines inneren Spannungszustands von Organismen oder Systemen durch Selbstregulation. Die gleichnamige Skulptur legt mit ihrer irritierenden Wirkung allerdings eher einen Systemfehler nahe; aber schließlich sind innere Widersprüche auch nicht ganz so schnell gelöst. (cb, DER STANDARD/Printausgabe, 23.04.2009)

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