24.09.2002 13:01
Netzwerkdemokratie von unten
"Dark
Markets" stellt sich der Frage wie das Internet noch als digitaler öffentlicher
Raum genutzt werden kann
Wien - Welche kulturpolitische Rolle den Neuen Medien heute
zukommt, ist Gegenstand der von Public Netbase organisierten Konferenz "Dark
Markets" im Architekturzentrum Wien (Az W). Internationale Theoretiker aus
verschiedenen Wissenschaftsbereichen überlegen sich dabei "Strategien
oppositioneller Bewegungen". Auch werden eine Aufsatzsammlung zur kritischen
Web-Kultur, "Dark Fiber" von Geert Lovink, das multimediale Projekt "Was tun"
von Florian Schneider und das Video "This is what Democracy looks like!" von
Oliver Ressler präsentiert.
Phänomene der Globalisierung und die
aktuellen Krisen der Weltpolitik wie Aids, Arbeitslosigkeit, Armut, der Boom
rechtspopulärer Parteien, Umweltschäden sowie der Israel-Palästina-Konflikt
stellen die Anknüpfungspunkte der Konferenz dar. Diskutiert wird über
Fragestellungen wie "Kann das Internet noch als digitaler öffentlicher Raum
genutzt werden, oder hat die gegenwärtige Krise bereits eine Metamedienebene
erreicht, jenseits von Propaganda und spiegelbildlichen Gegenkampagnen?" Oder
"hat das Internet noch sein ursprüngliches Potenzial, eine 'Netzwerkdemokratie
von unten' zu fördern"? "Sind die Neuen Medien bereits durch den Einfluss des
Staates und großer Unternehmen kompromittiert?
Theoriebildung
Der aktuelle Stand der Theoriebildung zu Demokratie, Medienpolitik
und Informationstechnologien ist Thema der Referate der IT-Kritikerin Paulina
Borsook, des Gesellschaftstheoretikers Franco Bifo, des Historikers Christoph
Spehr, der Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe, des Medientheoretikers Geert
Lovink, der Kulturwissenschaftlerin Soenke Zehle, der Philosophen Arianna Bove
und Erik Empson und des Kunstkritikers Oleg Kireev. Paulina Borsook etwa wird
über "Byzantium 550 AD: What might we see as a New Dark Ages dawns?" sprechen,
Oleg Kireev über "Russian Cultural Situation in the Age of Chechen War". Chantal
Mouffe fragt "Which Democracy in a Post-Political Age?", Die Philosophen Bove
und Empson machen sich Gedanken über "The Dark Side of the
Multitude".
Die Referate werden durch Videopräsentationen ergänzt: Oliver
Resslers Film "This is what democracy looks like!" thematisiert die
Demonstration der Globalisierungsgegner beim vorjährigen Weltwirtschaftsforum in
Salzburg. Das multimediale Projekt "Was tun" von Florian Schneider hatte seinen
Ursprung in einem Programmschwerpunkt des Kulturkanals Arte und zeigt Aspekte
der Globalisierungskritik. (APA)